In den Startlöchern
Da ich die Ostertage mit den Ellipsen verbracht habe, die die Wasseroberfläche in einem geneigten Rohr bildet, war das Wetter weniger interessant. Eigentlich sollte es zwar diesen Freitag schon darangehen, diese Theorie im Spritzenzielgerät umzusetzen, aber das Holz lässt immer noch auf sich warten. Es war mir eine Freude, dass der Chefkonstrukteur Henry von der Jugendfeuerwehr die etwas umfänglichen Rechnungen verstanden hat, auch wenn sie nicht in allem Detail zu vermitteln waren.
Auch das Babajagahaus ist immer noch unter der Plane geborgen, rundherum liegt noch eine Menge Schnee und es geht mit dem Bau noch nicht weiter. Auch dafür ist die Holzfrage natürlich entscheidend, aber den Strich durch die Rechnung hat auch hier das Wetter gemacht.
Durch Ostern fiel der Physikmontag in der HTW erst mal aus und ich hatte, wenn ich nicht gerade an den Ellipsen rechnete, Zeit, da auch noch etwas Vorlauf zu schaffen. Die Idee, dass die Vorlesungsassistenten auch im Seminar etwas wirksam werden, musste ich mir bald abschminken, denn man behauptet dafür keine Zeit zu haben. Ein anderer Professor bestätigte das dann noch im ungünstigsten Moment, also im passenden, so dass ich die Sache weiterhin allein bestreiten muss.
Vom Strumpfhosenfetischismus war schon die Rede und so setze ich meinen Ehrgeiz daran, an diesen filigranen Gebilden so viel wie möglich Physik zu demonstrieren. Die Messung der Faserdicke mit einem Laser hat in der Vorlesung, ohne dass es vorher genau durchgespielt war, gut funktioniert und ergab gerade die geforderte Fadenstärke, so dass man einiges an Kritik an den Herstellern zurücknehmen muss.
Nun bliebe eben noch zu prüfen, wie sich die Fasern dehnen lassen, ob sie dem Hookschen Gesetz F=kx auch folgen und welche Werte sich für die Federkonstante k ergeben. In der Federkonstante steckt dann noch implizit die Länge, die man aber leicht ermitteln kann und die Querschnittsfläche, die sich ja aus der Dickenmessung ergibt.
Für den Dehnungsversuch mussten ein paar Fasern präpariert werden und wenn wir den Laserversuch im Praktikum durchführen wollen, sind gleich zwei Sätze von Substraten zu erstellen. Da freut es einen dann, wenn Andreas Franke, der neue Assistent, dann auch mal mit Hand anlegt und man nicht nur von verschiedenen Seiten mehr oder minder überflüssige Kommentare zu hören kriegt.
Am Montag werden dann auch die ersten Kurzreferate gehalten und ich verspreche mir davon, dass die betreffenden StudentInnen punktuell recht tief in die Materie eindringen. In der Regel werden ja vor allem Klausurleistungen erwartet, bei denen in kurzer Zeit eine ganze Vielfalt von Aufgaben zu lösen ist, so dass eigentlich gar keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Der praktische, berufliche Einsatzfall sieht aber eher so aus, dass man genügend Zeit hat, sich etwas zu überlegen, wie man auch an den Projekten Spritzenzielgerät oder Babajagahaus sieht.
Sich eine Sache gründlich zu überlegen, bevor man zur Tat schreitet, ist nicht das schlechteste Verfahren. Ich hatte mal einen Elektroniker zum Kollegen, der so strukturiert vorging, dass er alles genauestens ausdachte, dann realisierte und es gab dabei selten unliebsame Überraschungen.
Darauf auch die Jugend vorzubereiten, ist wohl eine Aufgabe, der sich die Lehre stärker stellen sollte. Weniger Prüfungsstress und klarere Gedanken sollten an den Hochschulen einziehen. Man kann nur hoffen, dass es dafür auch genug Mitstreiter gibt.
Christian Rempel,
Im Waltersdorfe 6.4.2013