K&W
KW steht für Königs Wusterhausen, da könnte man annehmen, dass K&W für König und Wurst steht und das wäre dann schon fast ein politisches Programm. In dem Buch vom vergangenen Jahr steht aber K für Klarheit und W nun auch nicht für Wahrheit, sondern Wahn.
Klarheit & Wahn hat viel Abstand gebracht, einige waren der Meinung, man sollte solch private und authentische Beschreibungen lieber stecken lassen. Viele können mit Wahnsinn ohnehin nichts anfangen, selbst viele Ärzte nicht, die auch instinktiv empfinden, man könne davon infiziert werden, und tatsächlich ist es manchmal gerade die Ausstrahlung, die von manischen Menschen ausgeht, wie man sie umschrieben benennt, die sehr eindringlich ist.
W kann auch für Wanderung stehen, und der Ausgangspunkt der Geschichte war eine ebensolche Wanderung durch die südöstlichen Gegenden von Brandenburg. Eine Odyssee sollte es eigentlich werden, denn sie war ursprünglich für acht Wochen geplant oder noch länger – eben so lange, bis es einen vielleicht doch wieder nach Hause ziehen würde. Ob Odysseus auf seinem Heimweg zu seiner geliebten Frau Penelope von seiner Abenteuerlust immer wieder vom Vorhaben der Rückkehr abgehalten wurde oder ob es ein unausweichliches Schicksal war, ist ja offen.
Von Odysseus geht nach seiner Rückkehr an den heimischen Herd nur noch die Sage, dass er blutig mit den Freiern abrechnete, die seine Frau belagerten, weil mit seiner Rückkehr aus dem längst beendeten Trojanischen Krieg keiner mehr rechnete. Für mich wurde die Rückkehr nur eine Zwischenstation und nach einem Boxenstopp von einer Woche ging die Sache in unfreiwilliger Richtung weiter.
So macht nun ein Drittel des Buches der Aufenthalt in einer psychiatrischen Einrichtung aus, die ja immer mal wieder ins Gerede geraten, weil manchmal über eine solche Unterbringung zweifelhaft entschieden wird und auch die Praktiken mögen nicht immer zum Wohle der Patienten sein. Dass einem zum Beispiel nicht einmal Schreibzeug zugestanden wird, oder in nicht ausreichendem Maße, macht es schwer die Ereignisse, die ich anhand einiger solcher seltener Dokumente und meiner hellwachen Erinnerung aufzeichnen musste, zu rekonstruieren.
Einige empfinden den Bericht über die Wanderung, der als Tagebuch meiner Frau zugedacht war, als langweilig und wohl kaum einer fühlt sich wohl berufen, diesen nachzuvollziehen, weil ihm ja nicht das Label Jakobsweg anhaftet, andere finden wiederum den Wanderbericht als den einzigen wertvollen Teil dieses Buches. Die Klinikerlebnisse sind wohl nur für Eingeweihte richtig nachvollziehbar.
Alles gute Gründe, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen, wenn nicht die Internetredaktion von Eitel Kunst mich dankenswerter Weise ermutigt hätte, Auszüge zu veröffentlichen, wodurch die Sache wieder auf meinem Tisch gelandet ist und es ja wohl auch einer gewissen Beharrlichkeit bedarf, wenn man etwas unter die Leute bringen möchte.
Sollten diese Zeilen also doch Ihr Interesse geweckt haben, so gucken Sie bitte mal auf die Seite www.eitelkunst.de und lesen mal die eine oder andere Folge. Auch vieles andere Interessante ist dort zu finden.
C.R. im Waltersdorfe 7.9.2013