Der Gedichtladen

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Kolumne KW51 „Jahrhundertereignis“

Jahrhundertereignis

 

Sagen Ihnen die Jahre 2004 und 2012 etwas? Da waren nämlich Jahrhundert­ereignisse zu verzeichnen, etwas, was alle Lebenden nicht mehr erleben werden, dass nämlich die Venus, der Planet der Liebe, vor Helios, unserem Stern, zu sehen ist. Vor dieser lichten Leinwand, der Sonne, läuft ein Schauspiel ab, das sich als ein kleiner Punkt auf der flammenden Scheibe äußert. Dieses Phänomen währt nur wenige Stunden und man muss natürlich gutes Wetter dafür haben und sich am besten an einem Punkt der Erde befinden, wo man das Ereignis von Anfang bis Ende verfolgen kann.

Wenn man von oben, also von Norden, auf unser Sonnensystem guckt, beschreiben die Planeten kreisartige Bahnen, die linksherum durchlaufen werden. Außerdem drehen sie sich um die eigene Achse und das auch linksherum. Die Bahnen sind allerdings Ellipsen, wie Kepler vor etwa 400 Jahren herausgefunden hat, aber die Elliptizität für die Erdbahn ist so gering, dass wenn man die Bahn aufgezeichnet sieht, sie ohne Weiteres für einen Kreis halten würde.


Aus Beobachtungen kannte man die Bahnradienverhältnisse der Planeten, aber man hatte keinen Maßstab. Da man auch nicht wissen konnte, wie groß die Sonne ist, konnte man auch nicht von ihrer scheinbaren Größe von der Erde aus gesehen auf ihre Entfernung schließen. Betrachtet man einen Turm, von dem man die Höhe weiß, aus einiger Entfernung, braucht man nur den Winkel festzustellen, unter dem die Turmspitze erscheint und hat schon die Entfernung, in der man sich selbst befindet.

Außerdem laufen die Planeten immer schneller, je näher sie sich an der Sonne befinden. Das ist nicht nur deshalb so, weil sie eine kürzere Bahn zu durchlaufen haben, sondern die sonnennäheren legen auch einen größeren Winkel in der gleichen Zeit zurück. Das führt dazu, dass die Venus, die sich ja näher an der Sonne befindet, die Erde überholt. Dieser Überholvorgang findet etwa alle anderthalb Jahre statt. Da die Venusbahn aber etwas geneigt ist, gerät sie selten in die Sichtlinie Erde Sonne. Das ist dann ein sogenannter Venustransit, wo es gutes Kino hier von der Erde aus auf der Sonnenscheibe gibt. Auch der Merkur ist manchmal auf dieser zu beobachten.

Die Bedeutung eines solchen Vorgangs ist nun, dass man daraus den absoluten Abstand der Sonne bestimmen kann, wenn man diesen von zwei unterschiedlichen Perspektiven aus beobachtet, zum Beispiel ganz aus dem Norden und aus dem Süden. Dadurch entsteht nämlich eine Parallaxe, die man von einem Thermometer her kennt, wenn man die Säule unter einem Winkel abliest und somit unterschiedliche Werte erhält. Man erreicht damit Genauigkeiten von 10%, die man noch durch Mittelungen verbessern kann. Eine solche Parallaxe entsteht auch dadurch, dass man seinen Ort durch die Erddrehung ändert, was den Überholvorgang ein bisschen beschleunigt.

Als man 2004 das erste Mal so gut gerüstet war, dass man aus dem Venustransit die Erdentfernung von der Sonne genau bestimmen konnte, hatte die Radarmessung dieses Abstands diese Methode aber schon weit übertroffen, so dass eigentlich nur noch die didaktische Bedeutung des Venustransits blieb. Obwohl die Verhältnisse relativ einfach sind, war die Berechnungsmethode jedoch relativ lange einigermaßen nebulös. Wir können in unser Gutetatenbuch schreiben, dass wir jetzt eine solche Erklärung geliefert haben, die jeder Schüler bereits verstehen kann. Damit ist die didaktische Bedeutung erst jetzt richtig klar geworden und wer sich für die Sache interessiert, kann gern beim Gedichtladen eine Kopie des Aufsatzes bekommen. Dabei wird konsequent von den Erscheinungen auf unserer Projektionsfläche, der Sonne ausgegangen und jeder kann sich seine Werte aus der Vielzahl der Aufnahmen aus aller Welt selbst errechnen.
Fröhliche Weihnachten, liebe Leser.


Christian Rempel im Waltersdorfe
20.12.2013