Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW33/KW34 „Indianergeburtstag“

Indianergeburtstag

 

Nicht dass wir nicht vorbereitet gewesen wären, den siebten Geburtstag unserer Enkelin Selina zu feiern. Aus Fließdecken waren schon Indianerkostüme entstanden, die Wellpappestreifen für den Kopfschmuck waren geschnitten und kleine Medizintäschchen genäht aus richtigem Leder.


Das Vorbereiten der Bogen wuchs sich allerdings zur Odyssee aus. Die Stecken aus Haselnuss waren schnell geschnitten und dann sollte es am Donnerstag ans Bespannen gehen, aber alle Stricke, die wir ausprobier­ten, rissen. Selbst der Bindedraht mit Stahlseele riss ohne weiteres. Da musste ich meinen Freund Eberhard erst wieder um Hilfe angehen und er sagte, bring die Dinger mal mit und wir machen sie fertig. Also auf nach Bohnsdorf und er hatte wirklich einen Strick, der dann gehalten hat.

Am großen Tag so gegen zwei fiel uns dann ein, dass es schön wäre auch ein Feuerchen zu machen. Also im Dorf herumtelefoniert, wer eine Feuerscha­le hat. Die hatten zwar einige, aber alle waren zwar auf dem Handy erreichbar, aber eben nicht zu Hause. Bei Olaf Damm durften wir uns dann doch noch die Feuerschale ausleihen, obwohl er auch gerade nicht zu Hause war. Nun war es halb drei und die Feier sollte gleich losgehen. Dann also noch schnell die Kreissäge herausgeholt und ein paar alte Bretter zersägt, die dann natürlich auch noch kleingehackt werden mussten. Als wir die Beile aus der Hand legten, die Tomahawks waren leider nicht geeignet, waren dann schon die ersten Gäste da.

Als erstes wurde der Geburtstagskuchen verputzt. Er bestand aus einem Schokokuchen mit richtigen Indianern drauf, die wir geborgt hatten und richtige Tipis standen auch drauf aus Eistüten, die wir im Eisladen geschenkt bekommen hatten. Dann ging es erst mal an die kultivierten Schießübungen. Der Umgang mit Pfeil und Bogen war für viele Kinder gar nicht so einfach. Es war klar, dass diese Beschäftigung dann irgendwann in wilde Kämpfe Mann gegen Mann ausarteten, d.h. der Häuptling hatte gegen fünf Amazonen zu kämpfen, die immer mutig vorgingen, wenn der Häuptling gerade mal wieder ohne Pfeil war.

Da Indianer auch was essen müssen und wir Stockbrot vorbereitet hatten, aber noch keine Stöcker dafür, mussten wir erst mal in die Wiesen zu den Weiden laufen und dort welche schneiden. Dazu gab es dann abends noch Krakenwürstchen und bunte Brause und es ging mit Gesang und Gejohle ums Feuer herum bis abends halb zehn.

Das war mal ein schöner Kindergeburtstag.

Häuptling Christian Rempel im Waltersdorfe
24.8.2014