Theater unterm Dach
Das Kolleg in Treptow in der Kiefholzstraße, das früher noch eine Grundschule gewesen ist, aber jetzt mehr oder weniger gestrandeten Erwachsenen als Bildungsstätte dient, wurde zum Aufführungsort eines Stückes von Dea Loher „Klaras Verhältnisse“. Die Bühnenautorin mit dem fremdländischen Namen ist trotzdem eine Deutsche, Tochter eines Försters, die eigentlich Andrea hieß und ihren Künstlernamen Dea, der vielleicht aus der Babysprache stammt, später als richtigen Namen eintragen ließ.
Es ist wirklich schön, dass das Theaterspielen als fester Bestandteil der Ausbildung zum Abitur eingeplant ist, und die Geschichte erzählt vom Schicksal einer jungen und schönen Blondine, die von Beruf Gebrauchsanleitungsschreiberin war und dessen überdrüssig ist. Es treten sieben Personen auf in dem Stück, sodass die Rollen bei der einjährigen Erarbeitung unter Leitung meiner Tochter Juliane mehrfach besetzt werden konnten. Trotz ihrer Schönheit und ihres Veränderungswillens fällt es Klara schwer, nach der Entlassung überhaupt wieder einen Platz im Leben einnehmen zu können. Sie versucht einen Kredit aufzunehmen, sie möchte sich als Versuchperson für medizinische Experimente zur Verfügung stellen und ist mehr oder weniger glücklos in ihrer Beziehung, denn ihr Verehrer, der sich nie ganz zu ihr bekennen kann, hat eine zwar weniger schöne Geliebte und tändelt herum.
Schon das Bühnenbild in der Aula unterm Dach der Bildungsstätte, ist toll gestaltet. Eine überdimensionale Waschmaschine und ein Gasherd zeugen von der ursprünglichen Profession der Protagonistin. Die Waschmaschine ist so groß, dass die Schauspieler aus der Trommel steigen können, hinter der sich eine winzige Bühnentür befindet. Der Zuschauerraum ist längs durch einen Laufsteg geteilt, auf dem entlang die Laienschauspieler sich immer mal durch das Publikum begeben können. Die Darsteller laufen zur Höchstform auf, leisten akrobatische Einlagen und auch die Beleuchtung ist professionell, sodass sich eine Himmelsszene in unwirklich blauem Licht darstellen lässt. Gerade die Klara besticht auch durch koreographische Bewegungen und Armhaltungen, die an sich schon eine Augenweide sind.
Modernes Theater vertraut ja weniger auf das gesprochene Wort, sondern will alle Sinne ansprechen, was man durchaus als gelungen ansehen kann. Ein Born von Einfällen, an dem man sich freuen kann.
Christian Rempel in Zeuthen, den 3.7.2016