Der Gedichtladen

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Kolumne KW 51 2016 „Unterm Weihnachtsbaum“

Unterm Weihnachtsbaum

 

Den Weihnachtsbaum, unter den man sich gern flüchten würde, sah ich nur als Bild in einer WhatsApp Nachricht. Er war aber so klein, dass darunter zwar Geschenke in aller Bescheidenheit Platz fänden, aber kein erwachsener Mensch. Den Fernseher möchte man ja auch nicht einschalten, sie würden einen doch nicht mit erschossenen Terroristen, die wir freundlich ins Land einladen und sie als neuerdings „Gefährder“ hier ernähren und ihrer Abschiebung irgendwelche selbstgemachten Hin­der­nisse in den Weg legen.

Wie mag es wohl den Menschen gehen, wo jetzt der eine oder andere am Weihnachtsabend gefehlt hat, weil ein Durchgeknallter ihn überfahren hat. Als ich Fahrschule hatte, wusste der Leiter zu sagen, das Auto sei eine Waffe, was wir nun mal wieder gesehen haben. Es scheint für solche zwielichtigen Gestalten auch kein größeres Problem zu sein, an eine Schusswaffe zu kommen.

Diese Zustände hat uns eine bürokratische Regierung beschert, die dann mal eben ein bisschen nachdenken wollen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Diese Weihnacht ist friedlich nur insofern, dass wir seltsamerweise für unser Geld noch einiges zu kaufen kriegen, was ja auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Wir neigen aber zu sehr dazu, alle anderen Menschen auf der Welt mit unseren Maßstäben der Treu und Redlichkeit zu messen. Dass diese Werte keine Selbstverständlichkeit sind, nicht unter uns und schon gar nicht global gesehen, das sollte man eben keinen Moment vergessen.

Das Kapital wurde in den Jahren der Globalisierung gewinnbringend exportiert, aber die ethische Komponente ist da natürlich völlig außen vor. Der Ware, und das trifft auch auf viele Dinge zu, die jetzt unter dem Weihnachtsbaum liegen, sieht man nicht an, unter welchen Bedingungen, mit welchen Motivationen sie produziert wurde. Nur wenige Nationen, wie z. B. die chinesische oder auch die russische, haben sich darauf verlegt, entweder durch fleißige Arbeit oder durch die Preisgabe von Ressourcen ihr Geld zu verdienen, aber das hat auch Wüsten hinterlassen, wo gar nichts nennenswertes mehr produziert wird, oder haben Sie schon mal eine afghanische oder syrische Ware im Schaufenster gesehen?

Im besten Fall scheinen sich die Machthaber nun zu versprechen, gerade durch diese Nationen eine personelle Auffrischung zu erfahren, während die anderen mehr oder weniger verteufelt werden.

Kann das gutgehen? Kann man das wollen?


Christian Rempel in Zeuthen, den 25.12.2016