Ein Alptraum
Es begann gar nicht, wie ein Alptraum. Das Land war sommerlich bewegt und es waren Musikanten im Dorf zu Gast. Mein Vater wurde zu einer Rentenerhöhung irgendwohin eingeladen, und als er zurück kam, sagte er nur in seiner spärlichen Art: 6,5. Ich gratulierte ihm, das würde auch unserem Zusammenleben, in dem es auch immer mal um Geld geht, eine neue Leichtigkeit geben.
Trug auch eine Frau zu dem glücklichen Ambiente bei?, ich kann es nicht sagen. Dann sah ich meinen Sohn, ebenfalls glücklich, auf einem filigranen roten Plastikrechteck mit eingelassenem Propeller stehend, sich immer wieder von der blauen Wasserfläche eines ziemlich großen Sees erheben und an einer ihm gemäßen Stelle mit großem Geschick landen, bis er einmal bei einem hochgewachsenen Mann im schwarzen Anzug zu Wasser kam.
Dieser Mann nahm entschlossen das leichte Fluggerät und machte es mit starken Griffen unbrauchbar. Ich sah das nur von weitem und konnte nichts tun. Das musste aber der Impresario der Musiktruppe gewesen sein, deren etwa fünf Mitglieder allerdings auch schlechte Musik gemacht hatten. Ich begab mich also zu deren Quartier, das in einer Art Wintergarten mit Balkon bestand. Ich provozierte mit dem Zuruf, spielt noch mal das und das, aber sie reagierten nicht. Als ich hereinkam, war nur ein junges Mädchen anwesend und war damit beschäftigt, einen Plan von einer großen Karte zu trennen, der mit Klebestreifen auf dieser an der Wand befindlichen befestigt war.
Alle anderen, vielleicht auch mein Sohn, waren auf dem Balkon. Da kam der Bandleader, nicht der schwarze Impresario, sondern ein einigermaßen Vertrauenswürdigerer herein und ich versetzte ihm einen ordentlichen Kinnhaken, was sie irgendwie geschehen ließen.
Irgendwie mussten sie mich aber doch am Wickel gehabt haben, denn ich erwachte erst später wieder auf der Liegestatt. Neben mir befand sich eine aufgebuddelte Grube in Form eines Grabes. Darin lagen eine bunte Kappe, ein bunter Stock mit krummem Ende, alles allerdings aus Stoff oder gestrickt, und andere geliebte Utensilien, die der Kindheit meines Sohnes angehörten.
„Was werdet ihr mit meinem Sohn machen?“, frug ich, obwohl eigentlich alle schon verschwunden waren. „Wir werden ihn gefügig machen und dann wird er von uns eingesetzt“, kam dennoch eine Antwort.
Da war es besser, zu erwachen.
Christian Rempel in Zeuthen, den 29.4.2017