Tag der offenen Tür
Es sind ja Zeiten, in denen die Schulen um Schüler werben, die Unis um Studenten, jeder möchte steigende Zahlen verzeichnen und in der Bedeutung vorn an sein. So auch die Paul Dessau Gesamtschule in Zeuthen. Wir haben mit dem einzigen Schülerforschungszentrum (SFZ) des Landes Brandenburg schon unsere Erfahrungen. Das SFZ ist durch einen kleinen Gang zu erreichen, an dem man gern vorbeigeht, zumal einen dort wohl Unverständliches erwartet. Da haben wir ein Clipboard aufgestellt mit einem Pfeil, der dann doch viele in den Türrahmen des Heiligtums lockt, in dem die meisten dann erst mal stehenbleiben und sich dann lieber wieder zurückziehen, denn es summt und dreht sich nur so, kleine Türchen klappen auf und zu, Kameras suchen nach einer Mandarine und die Tische stehen voller Experimente, und das schreckt natürlich ab, denn die Eltern wollen, wie es auch Lehrern eigen ist, sich keine Blöße geben, dass es irgendetwas geben könnte auf der Welt, das sie eben nicht gleich verstehen.
Herr Sawal, der fast 81jährige Nestor der Jugend forscht Bewegung an der Paula, dem wir auch diese Stiftung des SFZ zu verdanken haben, bittet aber jeden gleich herein, wiederholt immer wieder, an welchem Ort sich die Besucher hier befinden und ruft gleich einen der fünf Schüler herbei, sein Projekt zu erläutern. Da funktioniert es mit dem Eintreten dann doch und für die Schüler hat es den Effekt, dass sie sich darin üben können, ihre Projekte zu erklären und auf die allfälligen Fragen einzugehen, die meistens davon zeugen, dass die Zuhörer doch nichts verstanden haben.
Das geht so bis nach um eins, dann schaut auch mal der stellvertretende Direktor vorbei und bedankt sich bei Schülern und Betreuern. Dabei steht dieser kleine Erfolg auf ziemlich tönernen Füßen, denn die aktiven Lehrer sind gar nicht vertreten. In der Jugend forscht Bewegung engagiert sich aus der Lehrerschaft nur noch Torsten Stahl, seines Zeichens charismatischer Chemie- und Biologielehrer. Die anderen halten sich lieber raus, denn es ist nicht einfach, eine Schüleridee umzusetzen oder selbst eine hineinzutragen. Auch von den angesprochenen Eltern ist keiner dabei, der nun stante pede ein Jugend forscht Projekt übernehmen würde. Vielleicht muss man eben erst Rentner werden, bevor man die Muße hat, sich dieser Aufgaben anzunehmen. Wir haben schon öfter kolportiert, dass man das Jugend forscht eigentlich umbenennen müsste in Rentner forscht, aber die Jugendlichen übernehmen es jedenfalls gern, die Ergebnisse der Rentner als eigene vorzustellen. Das ist vielleicht eine neue Art Generationenvertrag, und was tut man nicht alles, um das Bild wirklich engagierter Jugendlicher zu vermitteln, das einen eigenen Charme hat. Vielleicht wird das ja alles noch eines schönen Tages.
Christian Rempel in Zeuthen, den 20.1.2019