Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

KOSTPROBE

KOSTPROBE

Goldene Hochzeit – Silberne Hochzeit
oder
Wie kann man nur so unverschämt lange verheiratet sein

In unserem Staate Schlamperlott
da liebt sich jeder mehr als GOtt
so ist ein jeder Mensch hinieden
mit sich selber höchst zufrieden

Um sein Glück auch mitzuteilen
suche man sich so zuweilen
einen Partner zum Audit
das macht Spaß und hält uns fit

So halte man’s für ein zwei Jahre
natürlich nicht gleich bis zur Bahre
doch leider hört in unserm Staat
nicht jeder auf den guten Rat

Statt hinter Schlamperlotters Türen
ein knusprig Weiblein zu verführen
setzen sie sich früh zur Ruh
schaun lieber nur noch Fußball zu

Geschlagen in der Ehe Banden
lässt man die Energie versanden
sie meinen gar, dass es auch fetzt
wenn man sich früh zur Ruhe setzt

Da man so ausharrt Jahr um Jahr
dann einlädt zu ’ner Feier gar
bei der sich die Dezennien runden
die Tische biegen sich von Stunden

An 50 Jahre sind es heut
genug mit der Beharrlichkeit
dass unsre Eltern sich gefunden
zu teil’n die meisten ihrer Stunden

Zu viel Beharrung unserm Staat
der täglich was zu bieten hat
der sich bemüht, uns mit dem Guten
und Neuem täglich zu umfluten

Man hält dem Vater noch zu Ehren
wenn er sich manchmal weiß zu wehren
und sich mal nicht nach Mutter richtet
und auf den Arbeitsdienst verzichtet

Der Mutter halten wir zugute
dass sie nicht schont ihn mit der Knute
wir halten sie von anderm Holz
und sind auf unsre Eltern stolz

Wenn sie einander Worte geben
die man so selten hört im Leben
solch Worte wie das „Herzilein“
das macht uns schwach und lullt uns ein

Wir hier im Staate Schlamperlott
wir lieben uns – doch was soll GOtt?
zum Glück gibt’s auch noch andre Fälle
sie sein genannt an dieser Stelle

Wo’s an der eignen Selbstbefindung
ganz ohne eheliche Bindung
nichts an Dynamik lässt vermissen
man wechselt leicht die weichen Kissen

So zeigten’s meine Wenigkeit
Auch mancher Kühne mit der Zeit
sich werfen in der Freiheit Fluten
ihr kennt sie alle – unsre Guten

Zu klagen wär nicht viel, ihr Lieben
wenn’s bei den Eltern wär geblieben
doch auf dem Fuße folget schon
den Eltern nach so mancher Sohn

Statt peu à peu bei andern Frauen
sich ein Stückchen mehr zu trauen
nahm einer alles gleich ganz ernst
so kommt’s, wenn Du Dich nicht entfernst

Zu solchem Jubiläum dann

C.R.: Januar 2000