Vom vagen Traume
Vor einer Woche war ich noch ganz im Gange und habe einen Hefeteig für eine Pizza in meinem Gedichtladen bereitet. Die Pizza ist dann auch einigermaßen geworden und jeder hatte dabei eine kleine Aufgabe, von denen allerdings dann doch einige bei mir klebenblieben, wie die Teller austeilen und die Pizza letztendlich auf den Tisch zu bringen. Alle waren befangen in finsteren Gedanken, wie man mir wohl das Handwerk legen könnte.
Ein Motto hatte ja auch darin bestanden, dass keine Zeit für Träume wäre, dabei hatte ich vor einer Woche, so wie heute Nacht wieder, durchaus welche. Heute Nacht träumte mir, dass meinen Geschwistern etwas sehr erfreuliches bevorsteht, von dem aber nur ich weiß. Alles hätte daran gelegen, dass man mir glaubt, um dieser Freude teilhaftig zu werden. Aber zu hart waren schon die Herzen umzäunt, sodass keine Vorfreude aufkommen konnte. Ob dann das erfreuliche Ereignis überhaupt hätte stattfinden können, hatte mir der Traum nicht verraten, weil ja das wesentliche gewesen ist, dass man mir ein bisschen Vertrauen entgegenbringt.
Heute nun entsteht wieder ein Hefeteig, wie es sich am Sonntag gehört, es soll ein Kuchen werden. Wenn man bedenkt, dass ein selbstgebackener Kuchen etwa so viel kostet, wie zwei Stückchen beim Bäcker, rechtfertigt das schon, sich mal selbst an die Arbeit zu machen. Auch ist heute das Wetter zum Wäschetrocknen, auch wenn es sich eigentlich nicht gehört, am Sonntag Wäsche herauszuhängen, wie meine Schwester mal in der Fremde gelernt hat.
Ob meine Geschwister Träume haben, mir verraten sie es nicht, und wenn sie sie hätten, wären sie so vage wie meine? Und würden sie ihren Träumen trauen, wenn sie sie hätten? Wie ich mich von dem Haus meines Vaters verabschieden musste, so werde ich mich auch von solchen Mutmaßungen trennen. So schnell wird es ja nicht verfallen und der segensreiche Regen sorgt vielleicht dafür, dass unsere Blumen im Garten weiterwachsen, bis der Winter naht.
C.R. 6.9.2020