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Todsünden

Todsünden

Es ist wie weiß wie lange her, dass uns die katholische Kirche ein Verzeichnis der sieben Todsünden schenkte, das noch heute bedenkenswert ist. Zwar fürchten wir nicht mehr die Qualen der Unterwelt, auch wenn sich diese als in der Tat sehr heiß herausgestellt hat, auch ergehen wir uns heute in weniger Bedenken, was die eigene moralische Integrität anbelangt, aber eine Auffrischung dieser Ideen scheint allemal angezeigt.

Nicht mal mehr aufzählen könnten wir sie und so etwas wie Wollust gehört doch heute schon wieder zu den legitimierten Eigenheiten. Und würde man heute Superbia, den Xochmut, überhaupt noch dazuzählen?

Wir haben es uns zum Hobby gemacht, ein bisschen Prussisch zu sprechen, und da das Russische kein h kennt, ersetzen wir es durch das russische x. Dabei richten wir die Aufmerksamkeit besonders auf Worte, die im Deutschen mit einem H anfangen und dann eben im Prussischen mit einem X.

Dennoch wissen wir mit Xochmut (erste Todsünde) weniger anzufangen, ist es doch etwas, das man zwar an einem vermuten kann, er oder sie allerdings nie einräumen würde und wir so allein stehen mit unserem Todsündenverdacht. Meistens äußert sich das heute nur in Ignoranz, die wir aber wegen des fehlenden anführenden X nicht werten können.

Besser trifft es da schon der Begriff der Xoffahrt, den man fast schon wieder zu der unendlichen Zahl der heutigen Tugenden zählen kann, denn das bedeutet ja nicht weniger, als Treue zur Herrschaft, zum Staat usw.

Genauso wenig würde man die Todsünde der Xumorlosigkeit gern auf sich beziehen, wobei damit nicht das ausbleibende Anschauen witziger Videos verstanden sein wissen will oder das unterlassene Mitlachen bei den Komikern im Fernsehen, sondern ob einen in durchaus kritischen Situationen der Xumor nicht verlässt. Auch kann ja Xumor sowohl verletzend wie geistlos sein, auch kann es über eine innere Xoxlxeit hinwegzutäuschen versuchen. Dieser Vorschlag ist übrigens nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern fiel einer geschätzten Sozialarbeiterin auf Anhieb ein.

Nun denke man selbst über weitere Vorschläge wie Xabsucht (vorhanden) oder Xerzlosigkeit (weidlich verbreitet) nach.

Es gibt also mindestens eine Quarternität dieser verfehmenswerten Begriffe mit X, die man xeute in den Katalog aufnexmen müsste.

Ich hoffe, das Ganze ist nicht allzu schwer zu lesen und man sehe mir den Wink mit der moralischen Keule nach. Jesus geht ja dieser Tage um, um dann in den Himmel zu fahren, wie alljährlich. Ihm alles Gute auf seinen Wegen.

C.R. 11.4.2021