Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Muttertag

Muttertag

So schwer man sich mit westlicher Provenienz mit dem Frauentag tut, geht es mir mit dem Muttertag. Könnte man nicht jeden Tag unseren besseren Teil feiern? Aber auch wir Männer sind nicht ganz überflüssig und haben ja inzwischen auch so etwas wie einen Feiertag. Vielleicht sollte man auch mal an einen Elterntag denken, wo dem Geschlechterstreit die Spitzen genommen sind und man einfach das lebt, was doch vielleicht das wichtigste an allem ist, nämlich die Kinder, unsere Zukunft, die doch nun auch schon einen internationalen Tag haben, auf den sie sich freuen können.

Als wieder Herumdaddeln angesagt war, brachte ich den eigentlich auch zu Feiernden, nämlich den Kindern, den Gedanken nahe, dass man heute auch noch besonders seiner Mutter gedenkend handeln könne. Zwar hat eben der Muttertag diesen Hauch von Deutschen Müttern, die man doch früher als unentbehrliche Gebärmaschinen für Soldaten angesehen hat, um die sie dann auch noch trauern durften, und man einer Frau doch heute nicht mehr ankreiden darf, wenn sie sich ob der Zeiten lieber dafür entscheidet nicht allzuviel Leben in die kaputte Welt zu setzen. Selbst wenn man dies Retorten überließe, bliebe dann immer noch die Aufgabe der Erziehung, denn ein Kind kann sich in den seltensten Fällen schon von selbst überwinden. Das Gefühl kann sehr ausgeprägt sein und nichts ist reiner als kindliche Liebe, aber meistens fehlt es dann an dem Bogen und der Überwindung, für sich selbst einschneidende Schlüsse daraus zu ziehen, eben, wie man so sagt, mit sich selbst schon zurechtzukommen. Begreift man Erziehung nicht als Last, sondern hat Vergnügen daran, denn das ist ja das Maß an Geselligkeit, das selbst in diesen Zeiten noch erlaubt ist, das Virus oder das was wir meinen dagegen tun zu müssen, ist noch nicht in die Keimzelle der Gesellschaft, die engste Familie eingedrungen. Noch immer darf man da zusammensein, auch wenn das Gesundheitsamt im Falle der Erkrankung eines Familienmitglieds so eine Art Stubenarrest und die nichtgemeinsame Einnahme von Mahlzeiten, bis hin zu streng getrennten Handtüchern nahelegt.

Wir haben uns schon fast daran gewöhnt, alle Risiken ausmerzen zu wollen, aber es besteht wirklich die reale Bedrohung, dass uns darüber das lebenswerte Leben verlorengeht. Es entsteht aber auch ein neuer Mut. Nicht nur, dass wir uns fragen, ob wir allesamt zu lebensfremden Feiglingen geworden sind und das, was uns jetzt fehlt, richtig schätzen lernen. Es gibt sie, die Schwerkranken mit eklatanten Spätfolgen, ja es gibt die Toten, die wir doch durch Vermeidung von Krieg und gesunder Lebensweise aus der Welt zu schaffen versucht haben, aber ein Virus gehört zur Mikrowelt, und die erteilt uns grade eine Lektion, die es an Deutlichkeit nicht fehlen lässt.

C.R. 9.5.2021