Depression satt
Bei der Erforschung der Frage, wo denn die Bundeslade abgeblieben sein könnte und wie sie überhaupt ausgesehen haben könnte, zog ich nun das empfohlene Buch „Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch zu Rate. Darin ist erst von kleineren Dingen die Rede, die Entstehung einer Freundschaft zwischen zwei Intellektuellen, der eine Sprachforscher und der andere Astronom, mit einem Feuerwerk an geistvollen Bemerkungen und Sentenzen. Der Astronom und Frauenvernascher Max macht dann die Bekanntschaft einer Chellistin, die als Frau nun zwar nicht das durchschlagende Ereignis ist, dann noch einen Unfall hat, als sie sich zu ihrem sterbenden Vater begeben wollte, und dann als ewige Komapatientin noch nach dem Ratschluss der Engel einen Sohn gebärt, von dem nicht sicher ist, von welchem der beiden Freunde er abstammt. Der Sprachwissenschaftler macht dann eine steile Karriere, ist, da er die Chellistin geehelicht hatte, der rechtmäßige Vater, überlässt aber die Erziehung des Sohnes seinem Freund Max im Verein mit seiner Schwiegermutter, der irgendwelche sexuellen Talente bei ansonsten kühlem Wesen angedichtet werden.
Das große Sterben findet kein Ende in dem Roman, und man kann einen großen Schluck aus der Depressionspulle nehmen. Der rechtliche Vater taucht dann nach einigen Schicksalsschlägen unter und der engelsgesandte Sohn begibt sich auf die Suche nach ihm. Dass er seinen Vater oder den, von dem er annimmt, dass er es ist, findet, leitet einen Showdown ein, bei dem es immer unwahrscheinlicher zugeht und der Leser irgendwie von seiner Depression gewaltsam geheilt werden soll. Man könnte diesen letzten Teil getrost als Reise- und Mythenführer betrachten, bei dem zwar noch nicht das Internet, aber Bibliotheken bemüht werden, um wichtige und unwichtige Dinge herauszufinden.
Die Bundeslade, die wesentlich größer sein soll als meine, sollte nicht wieder auftauchen und bleibt verschollen, seit Nebukadnezar den ersten Tempel der Hebräer zerstört hat, also etwa seit 2800 Jahren. Eine Botschaft Jawes soll sogar gewesen sein, dass man nicht danach suchen dürfe. Anders könnte es sich mit dem Inhalt verhalten haben, für den das Suchverbot nicht bestanden hat, nämlich die 10 Gebote, die Moses auf dem Berg Horeb empfangen hatte, von höchster Stelle sozusagen. Diese Steintafeln sollen etwa 50 mal 20 cm groß gewesen sein. In Mulischs Version waren sie aus Saphir, ein teures Material, was relativ leicht ist, aber auch kaum zu bearbeiten.
Diese zehn „Worte“ befanden sich nun nach Mulisch im Lateran, dem früheren Papstsitz und mussten nach der Habhaftwerdung durch die Protagonisten natürlich spurlos verschwinden. Von der Bundeslade also weiter keine Spur.
C.R. 3.7.2021