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Kolumne KW15 „Colleggeld“

Colleggeld

 

Sie erinnern sich vielleicht an meinen Freund, den Strumpfhosenfetischisten, den es die Kunstfasern so angetan haben, dass er die verschiedensten lehrreichen Experimente damit durchführt.


Nun hält er seine Vorlesung an einer modernen Hochschule und scheint recht erfolgreich zu sein. Die StudentInnen wollen seine Darlegungen hören und sind auch bereit, komplizierten Berechnungen dabei zu folgen.

Natürlich ist so reges Interesse gar nicht vorgesehen und man hat ihm nur 6 Stunden pro Woche bewilligt. Dass noch mehr in den Genuss dieser Erkenntnisse kommen, hat ihm jetzt eine Studentin den Vorschlag gemacht, das Colleggeld wieder einzuführen und einfach einen Obulus zu entrichten.

Bei einem Stundenlohn von 30 Euro stellt sich das Denkmodell wie folgt dar. Bei durchschnittlich 40 Hörern könnten sie acht Stunden am Tag unterrichtet werden und es wären 240 Euro abzudecken. Jeder Student hätte also 6 Euro am Tag zu entrichten. Da ein Semester ca. 13 Wochen dauert, wären das bei fünf Wochentagen, die gelehrt wird, 390 Euro für jeden Studenten im Semester.

Die Lehrkräfte wären dann allerdings fast so arm dran wie Schiller, denn wenn jeder von ihnen acht Stunden in der Woche unterrichtete, käme er im Semester gerade mal auf 3120 Euro und müsste davon 6 Monate leben, was einem Gehalt von 520 Euro im Monat entspricht.

Die Hochschullehrer könnten sich also auf die Colleggeldvariante gut einlassen, wenn sie bereit wären, auf Hartz IV Niveau zu vegetieren. Da wären natürlich noch kein Hausmeister, kein Fahrstuhl und kein Beamer bezahlt und man muss die Rechnung wahrscheinlich von der anderen Seite auch mal aufmachen.
Wir brauchten zur Unterhaltung unserer 40 Modellstudenten 5 Hochschullehrer, die wohl jeder eher 5000 Euro verdienen bzw. kosten. Dann noch Assistenten und Verwaltung und die Kosten für die Gebäude und Energie, so dass man sicher die gleiche Summe noch mal aufschlagen kann.

Bei dieser Top Down Betrachtung, kommt man auf die interessante Zahl, dass eine Unterrichtsstunde 15 Euro für jeden Studenten kostet, was ja schon ein passabler Stundenlohn wäre, wenn man ihn verdienen würde, aber in diesem Fall werden sie für einen ausgegeben. Mit anderen Worten könnte man es so sagen: Ein Student müsste seine ganze Studienzeit noch einmal arbeiten, ohne einen Cent zu verdienen, wenn er die in ihn gesetzte Investition ausgleichen wollte.

Wer lieber mit großen Zahlen umgeht, wird aus unserer Schätzung ermitteln können, das demnach 133 Studenten eine Million im Semester kosten würden, oder dass das Studium mit sechs Semestern für 22 Studenten eine Million kostet, also in jeden 45000 Euro investiert werden, was doch schon so etwas ist, wie ein recht gutes Auto.

Da uns die Hoffnung der Nation aber noch lieber ist als des Deutschen liebstes Kind, das Auto, schenken wir nicht jedem einfach eins, sondern lassen die Studenten studieren.

Dass es auch für den halben Preis geht, zeigen Privatunis, aber da muss dann schon mächtig gespart werden und vielleicht mit Lehrkräften gearbeitet, die nicht weit über das Harz IV Niveau gehen.

Christian Rempel,
Im Waltersdorfe 13.4.2013