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Kolumne KW14 „Machbar?“

Machbar?

 

Unsere Verabredung hat nun wirklich geklappt. Herr Carmesin war schon mit drei engagierten Schülern im Kuppelbau von Carl Zeiss Jena zugange, als mich Herr Lang, der Chef der Planetariumtruppe am Eingang begrüßte.


Nach der Einrichtung des Spektralprojektors war erst einmal eine Präsentation angesagt, die der Lehrer nur zur Hälfte bestritt, während der Rest des Vortrags von einem etwa 12jährigen Schüler aus Stade gehalten wurde, denn es handelt sich ja um ein Jugend forscht Projekt.

Dann wurde auch der Projektor vorgeführt. Alle wurden mit Spektralbrillen ausgerüstet und die Sterne hatten alle plötzlich bunte Ausläufer. Auch eine Wasserstofflampe, die eigentlich nur drei charakteristische sichtbare Spektrallinien aufweist, wurde gezeigt. Die dargestellte Galaxis war nicht nur ziemlich groß, sondern hatte auch einigermaßen unscharfe Ränder. Der spektrale Fingerabdruck war auch einigermaßen verwaschen und es überraschte, dass eine rotverschobene Galaxis, weil sie sich ja von uns fortbewegt, dann grün aussehen kann, weil die starke rote Linie sich ins Unsichtbare verschiebt und die schwächeren blauen zu grünen werden.

Dann noch mal zur Auswertung in den Besprechungsraum, wo sich der Marketing­chef, der Entwicklungsleiter und noch ein Mitarbeiter zu uns gesellt haben. Die ernüchternde Botschaft war erst einmal, dass die Bevölkerung wohl das Interesse an den Sternen etwas verloren hat. Darüber hinaus kann es sein, dass die kürzlich eingeführte Fasertechnik, wo jedem einzelnen der etwa zehntausend sichtbaren Sterne in mühevoller Kleinarbeit je eine Faser zugeordnet wird und man die aufwändige Mechanik beibehielt, die Tages und Jahresbewegung der Erde simuliert. Man tendiere in den Planetarien, wo auch ein Generationswechsel stattge­funden hat, mehr zur Show (Rundumkino, Konzerte, Hochzeiten), als dass man sich noch für das Eigentliche interessieren würde. Dazu kommt noch, dass man die komplizierte Mechanik durch Projektions­techniken ersetzen könnte, was wohl auch praktiziert wird. Das ist dann auch einfach ein Rundumkino und die ganze wundervolle Mechanik ist obsolet und wird durch einen Computer ersetzt.

Was nun den Spektralprojektor anbelange, so könne man wenig Hoffnung machen, dass dieser mal ein Produkt werden könnte. Trotzdem sagte Herr Lang Unterstützung zu und stand selber noch unter dem Eindruck des Jugend forscht Wettbewerbs in Thüringen, wo er als Juror tätig ist. Mehr konnte man in Anbetracht der allgemein schwierigen Situation auch nicht erwarten.

Auch sind noch Verbesserungen an der Apparatur vorzunehmen. Sie sollte schärfer und lichtstärker sein. Der Spektralprojektor arbeitet zwar schon mit tausend Watt elektrischer Leistung, während ein ganzes Planetarium mit 25 Watt auskommt, aber das, was im Bild ankommt, ist eben zu wenig. Da hatten die Akteure die Idee, die Öffnung weiter zu erhöhen, also auch ein größeres Prisma zu verwenden, das der spektralen Aufspaltung dient.

Aber das zugrundeliegende optische Problem ist wirklich nicht einfach zu knacken. Man möchte ja einerseits die Form der Galaxie richtig wiedergeben, also muss man eine entsprechende Schablone scharf auf die Wand abbilden. In der Ebene, in der das Spektrum entsteht, ist diese Form aber zunächst erst mal verloren und man muss eine spektrale Auswahl treffen. Dann müssen die spektralen Anteile alle wieder in einem Bild zusammengeführt werden – ein schier unlösbares Problem.

Als ich bei meinem gestrigen Spaziergang darüber nachdachte, schwebten mir erst baffle vor, die eine Richtung auswählen könnten, in der ein bestimmter spektraler Anteil abgebeugt wird. Dann rief Herr Carmesin an und ich war etwas verlegen, einen vernünftigen Vorschlag zu machen.

Dann ist mir aber eingefallen, dass es wohl am besten wäre, wenn man drei Strahlengänge erzeugt, die mit den entsprechenden Farben versorgt werden und diese an der Kuppel zur Deckung bringt. Das würde zwar auch eine Art baffle benötigen, aber man hätte dann definierte Abbildungen des Objekts. Somit wäre die Form der Galaxis gleich dreimal vorhanden, jede würde mit einer anderen reinen Spektralfarbe beleuchtet und wieder zu einer scharfen Form zusammengesetzt. Da das Wasserstoff­spektrum im Wesentlichen nur aus drei Farben besteht, sollten drei solcher Kanäle ausreichen.

An dieser Apparatur und mit den Spektralbrillen kann man sehr viel über Farben lernen. Ein Projektor sendet ja immer nur drei Farben aus (rot, grün, blau). Das ist das sog. RGB Signal, was jeder aus der Fernsehtechnik kennt. Mit diesen Farben kann man durch Mischung die anderen herstellen, sind alle drei in gleichem Maße vorhanden. Eine Spektrallinie aber, kann man auf diesem Wege nicht darstellen und es dürfte die Frage sein, ob dieses Erlebnis, echte Spektrallinien zu sehen, ausreichend spektakulär ist, dass es die Besucher wieder ins Planetarium zieht.

Nun, dann werden wir hoffentlich bald sehen, ob diese Idee machbar ist.

Christian Rempel im Waltersdorfe
6.4.2014