Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW18 „Hoffnungsstrahlen“

Hoffnungsstrahlen

 

Da soll nun der Gedichtladen in ein Optiklabor umfunktioniert werden. Dazu mussten erst mal die Bequemlichkeiten so weit als möglich entfernt werden. Der Teppich musste raus. Dafür gibt es jetzt chickes Linoleum.


Der Raum muss verdunkelbar sein, da sich die Strahlen sonst schwer ausmachen lassen. Ein Tisch, an dem man im Stehen arbeiten kann, musste her. Das alles war die Sache von zwei Tagen und nun sitze ich wieder am Computer und versuche die Dinge sich erst mal setzen zu lassen.

Wie kam es dazu, so schnell so entscheidende Veränderungen vorzuneh­men? Da ist eine optische Idee entstanden, die der praktischen Realisierung harrt. Eine Strahldurchrechnung des neuen Gerätes zeigte, dass die Sache nach sehr vielen Fehlern und Irrtümern dann doch am Ende funktionieren sollte. Als die Fehler ausgemerzt waren, war es nur noch ein Knopfdruck und das Programm Excel tat den letzten Schliff, der alles auf den Zehntel Millimeter genau macht.

Die Idee hat auch schon Unterstützer gefunden. Eine berühmte Firma sagte ein entscheidendes Bauteil zu, das dieser Tage eintreffen könnte. Eine Professorin der HTW will sich nützlich machen bei der Herstellung eines besonderen Prismas. Sie hatte auch angeregt, das Projekt für einen optics award anzumelden, aber das steht natürlich in den Sternen, ob etwas daraus wird.

Das ganze Projekt ist auf etwa ein Jahr getimed, aber wenn alles gut geht, könnte man schon im Herbst den ersten Funktionstest machen. Die Idee ist so einfach, dass vielleicht schon jemand anderes auf ähnliche Ideen gekommen ist. Jedenfalls scheint es kiepenweise Patente zu geben. Sich in diesem Dschungel zurechtzufinden, wird nicht einfach sein, aber vielleicht kann da wieder eine Abteilung der renommierten Firma helfen.

Jetzt geht es erst einmal ans Konstruieren, denn ohne eine Handvoll präziser Teile geht selbst bei bestem Willen nichts und man bewegt sich ja im freien Raum eines dreidimensionalen optischen Aufbaus. Da muss alles gut überlegt sein, wenn man zum gewünschten Ziel gelangen möchte.

Fast fehlt mir der Mut, über all die glücklichen Zufälle zu sprechen, die die Natur der Sache bereithielt, von denen man aber erst sagen kann, ob sie arbeiten, wenn man das Ganze erprobt hat, und die optische Ausstattung eines Gedichtladens hält sich natürlich ausgesprochen im Rahmen.

Bis dahin gilt es sich in Demut zu üben, wie mir ein Mentor und theoretischer Physiker schon vor vielen Jahren geraten hat. Das Licht ist ein sehr eigen Ding, man kann es auf das Genaueste berechnen, aber nicht immer gelingt es, diese Genauigkeit auch in Mechanik umzusetzen.

Von vielen praktischen Problemen, mit denen die Jungforscher bei dem Projekt konfrontiert sein werden, kann man jetzt noch gar nichts ahnen, aber sie werden nicht ausbleiben. Könnte man jetzt schon alles vorhersehen, dann wäre es auch nicht das Abenteuer Forschung, das den jungen Leuten ja vermittelt werden soll.

Also schon wieder mal eine Gelegenheit für unsere schweigende Leserschaft, die Daumen zu drücken, aber diesmal mit der Bitte, damit nicht nachzulassen, mindestens für ein dreiviertel Jahr.

Christian Rempel im Waltersdorfe
5.5.2014