Jubiläum
Nun hat mein ehemaliger Schwiegervater das biblische Alter von 90 erreicht. Er wird gar nicht richtig feiern können, weil seine Lebensgefährtin schon so hinfällig ist, aber die Glückwünsche der Familie erreichen ihn per Videobotschaft. Ein solches Video wurde von den Familienmitgliedern zusammengestellt und er wird es sich sicher heute ansehen.
Auch hat er ja einen Computer, aber das Internet lehnt er aus den bekannten Gründen ab, so dass es keinen Zweck haben wird, hier auf dem Blog auch noch zu gratulieren.
Mein Vater ist vor wenigen Tagen „erst“ 88 geworden und meine Mutter wäre nur zwei Jahre jünger, wenn sie nicht schon vor zehn Jahren aus dem Leben gegangen wäre. Also auch das ein Jubiläum, wenn auch eher ein schmerzliches.
Es schmerzt auch, dass unser Polychromator wahrscheinlich keine viel größere Beleuchtungsstärke zuwege bringen würde als eine Kerze in einem Meter Abstand. Bei so einer Beleuchtung kann man kaum lesen und man würde Farben nicht besonders lebhaft wahrnehmen. Es wäre vergleichbar dem Farbeindruck, den die Geschenke in der nur durch einen kleinen Weihnachtsbaum erleuchteten Stube hinterließen.
Da gilt es nun also, ein lohnenderes Objekt des Nachdenkens zu finden und das ist auch schnell bei der Hand, aber ob das dann geht, können wieder nur Versuche zeigen.
Für alle, die den „blonden Opa“ nicht kennen, sei hier sein Geburtstagsgedicht gebracht. Er ist ja sehr belesen, kann aber in seiner jetzigen Wohnsituation des betreuten Wohnens nicht alle Bücher für sich behalten, weshalb sie teilweise in der Familie verteilt wurden und zum größten Teil in das Eigentum einer Stiftung übergegangen sind.
Zu Deinem 90.
Mit neunzig Jahren weiß man nie
kommt sie noch mal, die Utopie
Von Deinen Büchern hab ich vier
die sind nicht dick, man sieht sie hier
und drei davon sind schon gelesen
und das Erlebnis war gewesen
dass manches wird daran nicht alt
nur wir sind es, so ist das halt
Es liegen Schätze tief im Innern
die wenigsten sind von Gewinnern
Und haben wir nun doch verloren
zu langem Leben wir geboren
uns zu dem Glückwunsch zu erheben
Du sollst uns noch recht lange leben
C.R. zum 3.5.2015
Vielleicht gibt es noch den einen oder anderen, der heute einen Feiertag zu begehen hat. Der Gedichtladen macht es möglich, solche Ereignisse zu verschönen. Man muss sich nur melden oder sich sehen lassen. Offen ist fast immer.
Christian Rempel im Waltersdorfe, den 3.5.2015