Der Gedichtladen

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Kolumne KW46 „Sonntag“

Sonntag

 

Und es soll nun erst einmal ein Sonntag werden. Die 36 Stollen für’s Fest sind nun gebacken und eingelagert. Wir haben unserer neuen Schwiegertochter ein zusätzliches Zimmer bei uns eingeräumt und die erste Probe für das Theaterstück der Truppe Theatrum hat stattgefunden. Jenny hat ein wunderschönes Plakat dafür gestaltet und jetzt soll es an das weitere Programm gehen.

Das Festkomitee hatte ja die Idee, es in dieser Saison nicht bei dem Fest der Stille am zweiten Advent zu belassen, sondern noch einen Neujahrsempfang für richtige und potenzielle Sponsoren zu organisieren. Das muss natürlich auch jetzt schon vorbereitet werden, ein Termin ist zu finden, wobei ich denke, dass wenn man nicht als verschlafen gelten möchte, dieser noch im Januar liegen sollte, der Raum muss beschafft werden und nicht zuletzt sind finanzielle Mittel aufzutreiben, denn man kann ja nicht auch noch in diesem Fall einen finanziellen Beitrag der Sponsoren erwarten. Sie sollen ja gerade auch einmal verwöhnt werden.

Fast die einzige kulturelle Aktivität, die die Gemeinde Schönefeld mit jährlich 15 000 Euro finanziert hat, waren die sogenannten „Kirchenkon­zerte“. Sie wurden über zehn Jahre durchgeführt, somit ein erkleckliches Sümmchen investiert und trotz aller organisatorischen Anstrengungen wa­ren sie von den Gemeindeeinwohnern schlecht besucht. Mehr die Berliner und Kulturbeflissene aus den S-Bahn-Gemeinden nutzten dieses Angebot, hochkarätige Künstler mal für lau zu erleben. Eine ähnliche Erscheinung gibt es bei den sehr beliebten Kaba­rett­aufführungen.

Wir haben auch ab und an eine Kulturveranstaltung bei uns im ehemaligen Rathaus, die ebenfalls von professionellen Künstlern bestritten werden und ein hohes Niveau haben. Doch auch, wenn die Kultur so vor Ort ist, sind diese Veranstaltungen zwar gut besucht, aber man sieht nur zwei oder drei bekannte Gesichter aus dem Ortsteil, so dass der eigentlich beabsichtigte Zweck verfehlt wird. Sollten wir denn unsere knappen Gemeindemittel auf einige Kulturno­maden verwenden, die von irgendwo auftauchen?

Mit unserem schon etablierten Kaspertheater und dem hoffnungs­vollen Beginn von Theatrum haben wir doch eigene Ansätze, die bislang gar nicht gefördert werden, aber bei denen ein gutes Niveau erreicht wird. Wenn wir selbst aktiv werden, sind unsere Freunde, Nachbarn und Bekannte natürlich viel eher bereit, sich das anzusehen und vielleicht sogar einen kleinen Obolus zu entrichten.
Vielleicht gelingt es auf diesem Wege, das Kulturleben ein bisschen in Schwung zu bringen. Das ist jedenfalls meine bescheidene Meinung von der Basis her.

Christian Rempel im Waltersdorfe, den 15.11.2015