Sonne
Die Sonne scheint und wir konnten heute eine Stunde länger schlafen. Dafür ist nun zwar auch der Tag um eine Stunde kürzer geworden, aber den gestrigen Abend konnte ich noch nutzen, um einer lieben Freundin einen etwas hypersensiblen Menschen nahe zu bringen, der der Sohn eines zu DDR Zeiten bekannten Schriftstellers ist und noch dazu mein Altersgenosse, denn er ist auch 1953 geboren.
Mit diesem Menschen möchte sich nun meine geliebte Freundin beschäftigen, wenn es ihr die Zeit erlaubt, denn es fallen ja gerade allüberall die Blätter herunter und sie war heute schon wieder tätig und hat ihr Gärtchen davon befreit. Da fragt man sich, wenn solche Pressierlichkeiten vorliegen, ob man sich da an den Computer setzen darf, die Tastatur von der selten gewordenen Sonne beschienen, und der Meinung sein darf, dass etwas Literarisches dieser einfachen und nützlichen Tätigkeit adäquat sein könnte.
Dazu drücken noch andere Sorgen, wie es um das diesjährige Adventsfest der Waltersdorfer steht und auch das Herbstfeuer ist noch vorzubereiten. Bei diesen Dingen fiel auf, dass nicht einmal das letzte Fest, das Osterfeuer schon in Sack und Tüten ist, denn dessen Unterlagen sind bis auf eine Datei in den Umzugswirren verschwunden.
Allem, was ich tue, haftet der Makel des Pfuschs an, vielleicht ausgenommen die Geburtstagsgedichte, die nun echte Produkte sind, auf die man ein wenig stolz sein kann, aber in dieser Attitüde auch fast allein ist. Es freuen sich höchstens die Beschenkten, aber so ein Gedicht, einmal gelesen, ist dann auch schnell durch und man will wieder zur Tagesordnung übergehen. Auch ist es nicht mal sicher, ob einem überhaupt dieses kleine Aufmerken durch den Rezipienten gelingt, denn wir können ja nicht mal wissen, ob einer oder eine bei unseren Texten, die wir hier einstellen, überhaupt ein wenig aufmerkt. Wollte man das an den ausbleibenden Kommentaren messen, so wäre das eine trübe Bilanz. Man erfährt aber hier und dort, dass es doch gelesen wird und die Ursache für das Schweigen vielleicht eher darin besteht, dass man einfach nichts adäquates dem gegenüberstellen kann. So verstehen wir uns zu schmeicheln.
Christian Rempel in Zeuthen, den 30.10.2016