Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 52 2016 „Nur noch 10 Mrd Silvester“

Nur noch 10 Mrd Silvester

 

Die Sterne, die sich die letzten beiden Tage des alten Jahres in voller Pracht gezeigt haben, werden in 10 Milliarden Jahren fast alle verloschen sein. Das ist dann der unausweichliche Untergang der ganzen Welt, dem wir nun wieder um ein Jahr näher gekommen sind.

Weltuntergänge wurden ja schon viele vorhergesagt, aber was wären alle regenerativen Energiequellen ohne Sonnen, ohne Sterne. Vielleicht haben wir uns bis dahin in nahe dem absoluten Nullpunkt arbeitende Computer verwandelt oder diese Menschenwerke haben dann das Zepter übernommen. Irgendwoher müssen wir jedenfalls den Impetus haben, uns über jedes anbrechende Jahr derart zu freuen, dass wir fast die ganze Nacht durchknallen, uns mittels Alkohol in angeregte Stimmung versetzen und uns zum Jahreswechsel in den Armen liegen.

Der Alltag hat uns ja auf jeden Fall schnell genug wieder. Noch einige Wochen beginnen wir jedes Telefonat mit Neujahrswünschen, korrespon­dieren vielleicht sogar und ersetzen die Formel „mit freundlichen Grüßen“ durch „beste Wünsche für das Neue Jahr“, aber dann wird 2017 vielleicht nicht interessanter als 2016, eben eines von 10 Milliarden zur Verfügung stehenden.

Schön, dass es uns so gut geht, auch wenn sich keiner mehr so richtig erklären kann, warum. Hatten wir uns denn 2016 einer bestimmten Aufgabe gewidmet? Haben wir uns als Nation, als Volk, etwas Besonderes vorge­nommen für 2017?

Nur keine Krise, nur keine Revolutionen mehr, das ist ja auch ein Konzept, zwar des auf der Stelle Tretens, aber wir sind eben schon so weit, wie seinerzeit Leibnitz, der damals meinte, wir leben in der besten aller Welten.

Da ist man schon im Alltag angekommen, wo es eine Leistung ist, einen Kuchen selbst zu backen, ein Essen schmackhaft auf den Tisch zu bekommen, etwas Kreatives hervorzubringen, das man dann meistens leider nicht gebrauchen kann, oder eben für einen Menschen, für seine Nächsten dazusein.

Jeder Mensch ist einzigartig, und am liebsten sind mir die, die etwas mit ihrem Leben vorhaben, die etwas für andere oder auch nur für sich selbst erreichen wollen. Das wäre dann die wichtigste regenerative Energie einer Gesellschaft. Das wünsche ich allen Lesern dieser Seite, dass sie daraus schöpfen mögen.

Christian Rempel in Zeuthen, den 1.1.2017