Der Gedichtladen

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Kolumne KW 11 2017 „Arduinowelten“

Arduinowelten

 

Die Karriere des Italieners Massimo Banzi soll auf einem Schrotthaufen begonnen haben. Die namhafte Computerfirma Olivetti musste natürlich auch in die Krise geraten und hat sich heute in die profitablere Telekommunikationsbranche verab­schie­det, obwohl sie anfangs noch mit den PC Entwicklungen hatten Schritt halten können. In Ivrea, das etwa auf halbem Wege liegt zwischen Mailand und Turin, soll es eine Bar geben, mit dem Namen Arduin, und Banzi und seine Mitstreiter trafen sich dort öfter, um zu betrinken, was sie auf den Olivetti Schrotthaufen gefunden hatten und was damit alles anzustellen wäre.

Von den Großrechnern war man also zu den PCs vorgestoßen, aber es sollte noch kleiner und billiger gehen. Gerade für den industriellen Bereich gibt es ja Mikrocontroller, die praktisch nur Centbeträge kosten. Aus diesen ein Produkt zu machen, das war die Idee der Barbegeisterten in Ivrea und sie nannten dieses Produkt, das inzwischen auf eine ganze Familie angewachsen ist: Arduino.

Diese Technik ist so vielseitig, dass sie heute eine ganze Community beschäftigt, die weltumspannend ist und die so viele Erfahrungen angesammelt haben und meist kostenlos austauschen, dass es da fast täglich Neues gibt. Mit einem Labtop kann man ja praktisch nicht viel ausrichten, aber diese kleinen Arduinos können ohne viel Aufwand Relais schalten, Messwerte aufneh­men, kleine Motoren bewegen oder Töne erzeugen. Meistens muss man dazu noch ein bisschen Elektronik bauen, die man dann als sog. Shields aufsteckt, aber fast alles an Information, was zur Steuerung notwendig ist, kann man mit den Arduinos bewältigen. Das eröffnet eine völlig neue Bastlerwelt, bei der sich die Vorteile der Rechentechnik mit denen der Analog- und Digitaltechnik verbinden lassen.

Das kann man alles mit einem Budget bewältigen, das man noch getrost in die Kategorie Hobby einordnen kann, solche Arduinoboards kosten zwischen 10 und 50 Euro und bei den zusätzlichen Bauelementen ist man ja meistens auch schon mit ein paar Euronen dabei. Mir fiel das so richtig vor einem Jahr bei den Jugend forscht Wettbewerben auf und ein Jahr reicht aus, um schon ziemlich anspruchs­volle Projekte zu bewältigen. Nicht selten kommt man schon an einem Tag zu einem brauchbaren Ergebnis.

Nachdem nun die Radiobastelei ausgestorben ist und ich auch keinen kenne, der mal ein Handy selbst gebaut hätte, ist das eine erfreuliche Renaissance der Bastlerfreuden. Und das Schönste an einem Computer ohne Betriebssystem ist, dass, wenn es einmal funktioniert, es für alle Zeiten auch so bleibt, ohne dass man böse Überraschungen erleben muss.

Christian Rempel in Zeuthen, den 18.3.2017