Jeder ist erwählt
Wenn man sich des Ansinnens und der Zumutung der Selbstliebe erfolgreich erwehrt, was doch eine sehr unsoziale Herangehensweise wäre, bleibt dann die Frage, ob es denn opportun ist, einen Plan für sich zu haben. Besonders Pläne in der Liebe, die ja dann, wenn man die Selbstliebe ablehnt und auch keiner Verirrung ins Gleichgeschlechtliche obliegt, sind doch die Pläne, die man eigentlich haben sollte.
Ob man dabei die Verschönerung einer schon bestehenden Lebensgemeinschaft im Auge hat oder sich auf einer vielleicht lebenslangen Suche nach überhaupt einem verehrungswürdigen Lebenspartner befindet, ist eigentlich zweitrangig. Es ist nur die Frage, ob das in Verruf geratene Element der Planung überhaupt für das Leben geeignet ist, das ja dann doch seine eigenen Wege geht und es manchmal geradezu darauf angelegt zu haben scheint, jegliches Lebensplänchen zu durchkreuzen, was den Zaghaften eben eingegeben haben mag, dass vielleicht sogar ihre wohlmeinende Lebensplanung daran schuld gewesen sein könnte, dass man sich eben überhoben hätte.
Nach meiner Meinung ist aber jeder, der über sich nachdenkt und kein ausgemachter Schuft ist, auch ein Erwählter, was man sowohl als tiefe Quelle des Gottesgedankens oder als eine einfache, von mir aufgestellte Hypothese ansehen kann. Macht man sich das klar und gleitet nicht in die schmähliche Selbstliebe ab, ist es sogar notwendig, eine genau vorgefasste Meinung zu haben, wie sein Lebensweg sein könnte und wessen Liebe man zu erringen trachtet. Dabei darf man sich vor allem nicht irre machen vor einer Erfüllung, die doch oft viel weniger spektakulär daherkommt, als der gefasste Lebensplan.
Das Leben als Traumfabrik. Der seiner Erwähltheit Bewusste wird sich seine Träume selber zimmern.
Christian Rempel in Zeuthen, den 13.8.2017