Sich in den Kopf sehen lassen
Die Faschingssaison hat nun wieder begonnen und ich habe es erst gestern Morgen bemerkt, als plötzlich der ganze Bäcker voller Pfannkuchen war. Man könne nun auch mal mit unliebsamen Personen abrechnen und ihnen einen Senfpfannkuchen verabreichen, so die Bäckersfrau. Es gibt es also noch, das Böse im Menschen.
Das müsste sich aber auch nachweisen lassen, wenn man die Gehirnströme misst. In den zwanziger Jahren hatte der deutsche Psychiater Hans Berger das Elektroenzephalogramm (EEG) erfunden, mit dem er zunächst wenig Anerkennung fand. Später war er dann in die berüchtigte Eugenik verwickelt und nahm sich das Leben. Das EEG ist erst später mit entsprechenden Apparaten aus den USA und GB zurückgekommen, und heute gibt es Geräte, die dem Hobbyisten für weniger als 200 $ solche Untersuchungen ermöglichen. Natürlich kommen solche Geräte als Produkt zurück und es ist gar nicht so einfach, hinter die Funktion zu kommen. Diesen Prozess, ein funktionierendes, aber im Aufbau nicht offengelegtes Produkt zu untersuchen, bezeichnet man auch als reverse engineering. Auch wenn es nur noch so einen geringen Preis hat, ist die Gewinnmarge beachtlich, denn der Materialwert dürfte bei ein paar 10 $ liegen.
Das EEG Signal sieht aus, wie eine Fiberkurve und sagt dem Laien wenig, aber es kursieren einige Erklärungen, was den unterschiedlichen Frequenzbändern, man nennt sie alpha, beta, gamma, delta und theta, zuzuordnen ist. Das EEG gibt also einen gewissen Aufschluss über den mentalen Zustand, aber, da auch alle physiologischen Prozesse über das Gehirn gehen, sollte man ebenso krankhafte Zustände vielleicht erkennen können.
Dieser Weg, der da beschritten wird, sei gefährlicher als die Atombombe, denn beispielsweise könnte es mit dem Träumen im Unterricht, wenn man nicht gerade dran ist, oder in der Vorlesung vorbei sein. Man könnte sichtbar machen, ob Schüler aufmerksam sind oder nicht. Deshalb ist auch das Interesse der Chinesen, die heute schon besser lernen als unsere Kids, immens.
Wir sind jetzt mit unserem reverse engineering schon so weit, dass wir die ermittelten Werte auslesen und in eine Datei schreiben können, auf die man dann moderne Mittel wie KI (künstliche Intelligenz) oder das sog. Machine Learning loslassen kann.
Nur zeigt sich, dass sich Menschen nur sehr ungern in ihre Gedanken gucken lassen, sodass es bisher an Versuchspersonen fehlt. Vielleicht kann man aber auch die Angst davor dann im EEG ablesen. Letztendlich werden es die Begeisterten auch an sich selber ausprobieren können.
Christian Rempel in Zeuthen, den 12.11.2017