Das Jahr geht zur Neige
Nur noch eine knappe Woche ist es bis zur Sonnenwende, wo die Tage wieder länger werden, und ein halber Monat bis zum Jahresende. Das soll die schönste Zeit des Jahres sein, wenn man Liedern und Gedichten glauben möchte, eine auch hektische Zeit, gilt es doch, noch das eine oder andere Geschenk zu besorgen.
Wer aber trotzdem Zeit zur Muße hat, kann sich fragen, was das Jahr gebracht hat, was er selbst beitrug zur allgemeinen Mehrung des Glückes, dessen Bestimmung es ja sein mag, immer mehr Raum auf Erden einzunehmen. Wie sollte man da nicht selbst ein Beispiel geben wollen:
Mit siebzehn hatte ja das Jahrtausend noch seine Träume und man sagt, mit achtzehn werde es erwachsen, um dann nach und nach und nach ein biblisches Alter anzunehmen, was wir aber nicht mehr erleben werden, denn ich gab ja ganze 47 Jahre noch dem alten Jahrtausend und bin somit wesentlich älter als unser neues.
Man kann sich ja vor allem zugute- halten, dass man selbst liebt. Das muss nicht unbedingt erwidert werden, und tatsächlich hatte sich ja meine Frau schon vor anderthalb Jahren entschieden, lieber allein, d.h. denn wohl mit anderen leben zu wollen, statt mit mir, der ich auch schon ein bisschen erschöpft schien vom Leben, wie es, wenn ich meiner jetzigen und ewigen Flamme glauben darf, wohl immer in einer Ehe sei, dass man sich dann zurücklehne und sich so recht gehen ließe. Trotzdem bin ich nicht in meinem Glauben erschüttert, dass das nicht immer so sein muss, dass es auch eine Lebensform gibt, wo die Ehe keine Verschlechterung des eigenen Lebens mit sich bringt, sondern man eines höheren Glückes teilhaftig wird.
Zur Habenseite gehört wohl auch, dass ich wieder einige Jugendliche auf den Weg gebracht habe, durch die Beschäftigung mit mehr oder weniger wissenschaftlichen Themen, wie es das Ziel der Jugend forscht Bewegung ist. Dabei kommt mir zu Pass, dass ich Talente als solche entdecken kann, die heute unter dem Begriff der Talente auf den zweiten Blick rangieren. Bei mir bedarf es da keines zweiten Blickes, denn ich erkenne sie gleich auf den ersten. Es sind nicht immer die versierten Selbstdarsteller, die solche Talente sind, es kommt weniger auf die Präsentation an, als auf den Inhalt. Wer sich einer Aufgabenstellung widmet, kann ganz introvertiert sein, es ist dies sogar nicht selten der Fall. Entscheidend ist da eher, was eben herauskommt und ob man die entsprechende Beharrlichkeit bewiesen hat.
Nun mündete diese Betreuertätigkeit in der Übernahme von noch etwas mehr Verantwortung, als Koordinator eines Schülerforschungszentrums und das stellt noch weitere Anforderungen. Man muss sich in dem etwas bürokratisch überprägten Schulbetrieb bewegen, es ist eine Strategie zu verfolgen und man hat mit der Tätigkeit anderer Betreuer zu tun. Ob das auch mit Erfolg zu bewältigen ist, wird das kommende, das Adoleszenzjahr zeigen.
Christian Rempel in Zeuthen, den 17.12.2017