Paulo Coelho
Dieser nunmehr 71jährige brasilianische Schriftsteller hat wohl ein besonderes Geheimnis, die Aufmerksamkeit der Leser auf sich zu ziehen. Jedenfalls ist er einer der meistgelesenen. Seltsamerweise bleibt nach der Lektüre kein richtiger Inhalt haften, sondern nur das Gefühl des Lesevergnügens, das man empfunden hat.
Jetzt, in diesen Sommermonaten etwas von ihm zu empfehlen, ist insofern geeignet, weil das doch die Zeit der sog. Strandkorbliteratur ist, also nicht übermäßig strapaziös und unterhaltsam. Dennoch ist es keine billige Unterhaltung, die er zu bieten hat, denn kaum einer kann sich so in seine Figuren einfühlen und diese haben auch etwas zu sagen. Sie haben Träume und setzen sich Situationen aus, die manchmal existenziell sind.
In seinem Roman „Der Sieger bleibt allein“ führt er uns hinter die Kulissen der Welt der Reichen und Schönen, auf das Filmfestival von Cannes. Was man sich schon immer denken konnte, dass es um die Seelen derjenigen, die es geschafft haben, dass Geld für sie keine Rolle mehr spielt, weil sie genug davon haben, nicht zum besten bestellt ist, bringt er auf den Punkt. Das Problem ist weniger die Bosheit als vielmehr die Langeweile, mit der man dann konfrontiert ist und somit ganz für sich allein unglücklich.
Dieses Buch ist fast ein Krimi und daran ist ja immer das Reizvollste, wenn Verbrechen perfekt ausgeführt sind, sodass der Serienmörder, der das eigentlich aus Liebe zu seiner verlorenen ehemaligen Frau alles macht, eigentlich nicht mal ein schlechtes Gewissen haben muss. Eigentlich benutzt er diese Morde auch nur, um einiges zu zeigen und lebt dabei ganz den Moment, obwohl er auch beachtliche Vorbereitungen investiert hat.
Es wird ernsthaft die Frage aufgeworfen, ob er nicht sogar eine Berechtigung hatte, Leben auszulöschen, weil diese eben nicht mehr ins Lot zu bringen gewesen wären. Ein brandaktuelles Thema in der Zeit der Lebenserhaltung um jeden Preis. Wenn man es nämlich zur Disposition stellt, beginnen sich erst Kräfte zu regen und können sich Auswege eröffnen, die vorher nicht mal geahnt waren. Das eigene Leben zur Disposition zu stellen, ist fast der einzige Weg, um etwas Roman in sein Dasein zu bringen und wenn man sich gerade an der Ostsee oder der Riviera langweilt und es sich so richtig gutgehen lässt, ist das natürlich ein Kitzel, den man den Urlaubsfreuden zurechnen kann.
Christian Rempel in Zeuthen, den 29.7.2018