Der Gedichtladen

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Kolumne KW 34 2018 „Getrenntschreibung“

Getrenntschreibung 

Manche wollen der Neuen Rechtschreibung Rechnung tragen, indem sie alles ab heute getrenntschreiben. Da fängt es auch schon an. Wenn ich getrennt schreibe, dann bin ich geschieden, wenn ich getrenntschreibe, dann meine ich der Neuen Rechtschreibung Folge zu leisten. Wird dann eine Datei hoch geladen, so ist sie ziemlich stark elektrisch, dann konzentriert man sich nämlich auf das Geladensein. Wird sie dagegen hochgeladen, dann geht es mehr um das hoch und das ist klar verbunden mit dem Laden und diesem übergeordnet.

Diese Erklärung, die in die Feinheiten der deutschen Rechtschreibung führt, wird natürlich von der Rechtschreib­kontrolle strikt abgelehnt. Dabei wird schon in so einem einfachen Satz: Das Ding können wir zusammen bauen. Oder eben: Das Ding können wir zusammenbauen, ganz deutlich, dass sich der Sinn prinzipiell unterscheidet.

Ohne Sinn für Zusammen- oder Getrenntschreibung könnte man den folgenden Dialog gar nicht entschlüsseln, und es gibt eben kein Pauschalrezept.
Auseinandersetzung

„Meine liebe Banknachbarin, die Lehrerin hat die Absicht uns auseinander zu setzen, weil unser ständiges Küssen die anderen stört.“

„Ach Liebster, darüber gilt es sich mal mit ihr auseinanderzusetzen.“

„Meinst Du, dass es ihr gelingen würde, uns das Ärgernis auseinanderzusetzen?“

„Uns auseinander setzen zu wollen, ist schon eine Auseinandersetzung wert.“

„Ich glaube schon, dass es in ihrem Sinn liegt, uns auseinandersetzen zu wollen, dass es im allgemeinen Interesse ist, uns auseinander setzen zu wollen.“

Spüren Sie der Sache ruhig mal nach, ich meine, der Sache gilt es nachzuspüren, ohne nur der Nase nach zu spüren, worin der Hase im Pfeffer liegt.

Dr. Christian Rempel in Zeuthen, den 26.8.2018