A walk on the darkside
Ein überwiegend junges Publikum zog dieses Stück an, das zu einem Gutteil von der Faszination am Astrophysikalischen lebt. Gleich zu Beginn erleben wir eine glanzvolle Vorlesung des Protagonisten Immanuel, dem Astrophysiker eines Bruderpaares, dessen zweiter Part Mathias ist, seines Zeichens ein Quantenphysiker, der es aber im Gegensatz zu seinem Bruder verstehen soll, sich populär auszudrücken. Der Astrophysiker Immanuel steht aber in hohen Ehren und hat gerade einen Preis erhalten, es könnte gar der Nobelpreis sein, den es dann gilt in der Uckermark zu feiern.
Natürlich kann man nicht den ganzen Abend mit halbverständlichen physikalischen Erläuterungen füllen, aber immerhin waren diese schlüssig und eben gut auf den Punkt gebracht, sondern es muss noch eine handfeste Story her, was dann auch mit einiger Mühe und sich der Plattheit nicht ganz entziehen könnend, gelingt. Als erstes Anzeichen einer solchen taucht noch ein Halbbruder auf, der eigentlich in Israel ansässig ist und ein unter orthodoxen Juden Aufgewachsener sein soll, was man ihm vom Outfit allerdings nicht so ganz abnehmen kann. Dieser ist aus einem Fehltritt des inzwischen verstorbenen Vaters der Gebrüder entstanden, der ihn dann als Halbwüchsigen mal nach Deutschland geholt hatte, wo er dann allerdings das Opfer geschwisterlichen Schabernacks wurde. Im Stück kommt er allerdings sehr elegant daher und mit der Tendenz, sich bei allen einschmeicheln zu wollen.
Dazu gibt es noch zwei Frauengestalten, die Freundin von Mathias, Magda und die Frau des Starastrophysikers Mania. Magda ist gerade nach einem Selbstmordversuch nach dreimonatigem Aufenthalt aus der psychiatrischen Klinik zurück, bei dem auch ein ungeborenes Kind verlorengegangen war. Es ergeben sich allfällige Anspielungen der psychischen Selbstzerstörung und psychischer Paradoxien, man erlebt ja die physikalischen Brüder auch nicht arbeitend, sondern eben nur parlierend oder in einem großen Part eben mal tennisspielend, man könnte fast von einem neuen Spießertum sprechen, das das Nachwuchspublikum, das auch nicht davon frei sein dürfte, ins Gorki zog.
Ohne die Spannung zu verderben, sei noch bemerkt, dass sich der Starastrophysiker Immanuel dann als waschechter Bösewicht entpuppt, nach Kaspertheaterart dann richtig durchgewalkt wird und zum Schluss dieser Klamotte die Steven Hawkings Pose im Rollstuhl einzunehmen hat, was seinem und der anderen Glanz an schauspielerischer Leistung aber keinen Abbruch tut. Immerhin ein Stück, das einen bei aller Herbeigeholtheit dann einige Zeit zu beschäftigen versteht.
Die Starregisseurin Yael Ronen versetzt einen damit an die Anfangszeit der Theateridee zurück, und wer wollte solche erste Schritte nicht zu schätzen wissen.
Christian Rempel in Zeuthen, den 5.12.2018