Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW 09 2019 „Regionalwettbewerb“

Regionalwettbewerb 

Eberswalde hält sich viel auf seinen Wald zugute, und da gibt es eine Hochschule für Nachhaltigkeit, die wohl mal eine Forstschule war, was sich aber nicht modern genug anzuhören scheint, und neuerdings gibt es da ein Zentrum für regenerative Energien, in dem der Regionalwettbewerb von Jugend forscht nun schon das zweite Mal stattfand. Der Teufelskreis (circulus vitiosis), in den der Mensch die Natur gebracht hat, wo eine Umdrehung immer im Schlechteren endigt, beschäftigt heute die Menschheit. Am Anfang steht die ungestörte Natur, die uns die ganzen Rohstoffe bescherte und am Ende einer solchen Umdrehung steht sie ruinierter da als vorher.

Man will sich damit nicht mehr abfinden, aber wegdenken kann man sich selber auch nicht. Verbesserungen an der Natur vorzunehmen, man denke an die Beseitigung von jährlichen Überschwemmungen durch Stauwerke, stellen auch immer unter einer bestimmten Perspektive einen unliebsamen Eingriff dar. Das führt zu den Urständ der Bedenkenträger, man will sich jetzt am liebsten selbst die Autos ganz wegdenken, selbst wenn sie elektrisch angetrieben sein sollten.

Ich weiß nicht, ob wir auf diesem Wege überhaupt noch zu einer Tat schreiten können. Sich etwas untertan zu machen, wie man es noch vor Zeiten von der Natur dachte, ist anrüchig wie nie.

Wenn da in Eberswalde noch achtzig Schüler in 56 Projekten zu Jugend forscht antreten, scheint das eine andere Bilanz zu belegen. Es werden noch Fragen aufgeworfen und an deren Lösung geknobelt, manchmal mehr von den Betreuern, denen es fast noch mehr um den Erfolg geht, als von den eigentlichen Akteuren. Und immer hat man jetzt die Frage im Nacken, ob das, was man tut, vielleicht eher zum Teufelskreis gehören könnte, als zu einem zumindest geschlossenen Kreislauf. Jede kleinste Tat will hinterfragt sein, welche letztendlichen Auswirkungen sie hat. Wenn dabei noch Tat herauskommt, mag das alles angehen. Die Abwärtsspiralen sind alle schon entdeckt, die Schuldenspirale, die Armutsspirale und wie viele noch mehr. Von einer aufstrebenden Spirale wagt noch keiner wieder zu sprechen. Wo die Natur vielleicht sogar besser gemacht werden soll als sie ist, wie im Genetic Engineering, traut man sich selber auch nicht mehr, und am lautesten sind dort jene, die gar nichts davon verstehen. Das Fazit ist wohl, dass jeder Eingriff bedacht sein will, unterlassen sollte man ihn deshalb allerdings nicht.

Christian Rempel in Zeuthen, den 3.3.2019