Cixin Liu – der Bessermacher
Man kann viel schreiben und auch lesen, doch einen kann das nur wenig angehen. Man kann auch viel über das Ethos von Wissenschaftlern nachdenken, die nicht nur ihr Fachgebiet im Blick haben sollten, sondern eben auch die moralischen und ethischen Folgen. Man kann sich Gedanken darüber machen, ob eine Demokratie mit seinen Institutionen das bewirken kann oder eher das Individuum zählt.
Nur einem zeitgenössischen Autor scheint es gegeben, an das Herz eines Physikers oder anderen rational denkenden Menschen zu greifen und ihn zu Höherem mitzureißen. Dieser Autor ist ein Chinese und heißt Cixin Liu. Dieses Volk, das es in wenigen Jahrzehnten geschafft hat, vom Entwicklungsland zur technologischen Weltmacht zu werden, bringt nun auch Schöngeistiges hervor, das sich zum Besten der Menschheit rechnen kann. Das wird zwar nicht für jeden zutreffen, denn manch einem fehlt dazu das Wissen und andere schließen sich dem Trend der Fortschrittsfeindlichkeit an, die an allem Neuen nur noch Gefahren sieht, sich aber gleichzeitig blind an die abstrusesten Heilsvorstellungen anschließt.
Dieses wohlbewahrte und erschlossene Wissen und Fleiß, der wohl der Schlüssel zum chinesischen Wirtschaftswunder ist, sublimieren nun auch in Kunstwerken, vor denen man niederknien kann, wie die Trilogie der drei Sonnen, die einfach genial ist.
Wer sich nie am Dreikörperproblem abgemüht hat oder nicht einmal von dessen Existenz weiß, wird da vielleicht keinen Zugang finden. Man muss schon seinen Lebensweg selbst bestimmt haben und sich nicht von den Moden treiben lassen haben, um den Gehalt dieser umfänglichen Bücher zu erschließen. Wer sich keinen technischen Herausforderungen mehr stellt und geistig in den Verhinderungsmythen befangen ist, braucht dieses glänzende Werk voller Poesie gar nicht erst aufzuschlagen. Ihn würde es nicht besser machen, wäre nur eine zähe Mühe.
Vielleicht ist das Ganze nur für ganz wenige Menschen geschrieben, die überhaupt noch einen Traum von der Zukunft träumen wollen, die natürlich etwas Jenseitiges haben muss, an dem man sich aber schon heute freuen kann. Mit der Zukunft auf Du und Du zu bleiben, kann einem Kraft geben, die Jetztzeit durch die eine oder andere gute Tat besser zu machen. Das können wir inzwischen von einem Chinesen lernen. Danke Cixin Liu!
Christian Rempel in Zeuthen, den 9.6.2019