Urlaubsfreuden
Auf dem Lande ist es auch nicht gerade warm, aber an der Küste ist es die Härte. Man kann es förmlich spüren, wie den Reeddächern und Schiffslacken zugesetzt wird, aber alles lässt sich immer wieder reparieren, wenn man nur unermüdlich genug ist. Wenn aber der Wetterbericht für die Landratten bewölkte Tage ansagt, kann es an der Küste sonnig sein, als wären die rauen Winde nie gewesen.
Das alles von einem auf den anderen Tag, manchmal auf die nächste Stunde. Auslöschen, ist vielleicht das, was die tapferen Urlauber hier suchen. Man ahnt, was das Leben, was die Natur ausmacht. Da ist selten das Faulenzen, selten der Stillstand, alles ist immer wieder neu und unvorhersehbar.
Die einst ärmlichen Landstriche prosperieren. Man verdient in der Saison so viel, dass es für das ganze Jahr reicht. Eine reiche Ernte wird auch noch eingebracht und an den Rändern bleiben die Kornblumen, wenn sie nicht schon vorher gepflückt wurden. Die Erholung und das Vergessen reichen auch für ein Jahr und die Ostseebräune kann sich ein paar Monate halten.
Das alles bringt kaum etwas Kulturelles hervor. Die Musen haben mich noch nie an der Ostsee beglückt, doch dieses Jahr ist das anders. Ein Freund meinte, ich solle ihm mal ein Gedicht schicken, denn er hält sich gerade in Italien auf. Eine Angebetete, die jeder andere für eine zwar attraktive, aber nicht besondere Frau halten würde, liest gerne mal ein Gedicht, auch wenn sie außer eines Lobes manchmal, kein Urteil darüber hat. Es gibt da also doch solche Bedürfnisse, und die Bedürfnisse haben schon immer die Musen bewegt, mal den einen oder anderen zu küssen. Sie aalen sich hier am Ostseestrand, zeigen ihre unvergleichlichen Formen und gehen doch meistens leer aus und finden eben keinen, den sie küssen könnten, denn dazu bedarf es ein bisschen der Voraussetzungen.
Die Gedichte, die ich meiner Angebeteten widme, werden Sie hier nicht zu lesen bekommen, sie sind ganz allein für sie geschrieben, und manche sind sogar nicht mal für sie, sondern nur für das Schublädchen. Was wir publizieren, ist natürlich nur der Schrott, den ich ihr oder meinem Schublädchen nicht zumuten kann, das werden Sie verstehen. Man kann zwar nicht ausschließen, dass alles, was man auf einem Computer mit Internet geschrieben hat, eigentlich auch publiziert ist, aber mit dem schlechten Gewissen ob dieser Indiskretion müssen eben die umgehen, die sie organisieren. Schließlich ist ja das alles menschengemacht.
Christian Rempel im Mövenort, den 11.7.2019