Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW45

Vier Wochen vor dem Fest der „Stille“

 

Advent, ist die Zeit der Stille und auch die Zeit der Lichter. Es wird zeitig dunkel, nach und nach leuchten die Lichter an den Tan­nen, bei manchen zart, bei anderen sehr, ja, sehr amerikanisch.
Bei uns ist es eine Tradition, dass unsere Tanne, die mitten auf dem Hof steht, zur Adventszeit mit zarten Lichtern geschmückt wird. Im Haus geht alles ganz langsam, zu jedem Advent stellen wir etwas Weih­nacht­liches dazu.
Ich lade Sie ein, die Rempelsche „Advents­zeit“, vier Wochen vor dem Fest der Stille, mitzuer­leben.
Jedes Jahr, das heißt am Ende eines jeden Jahres sage ich mir, schlimmer kann es nicht werden. Dieses Jahr habe ich mir wieder nette Kinder gesucht, ich habe sie sogar gefunden, die mit mir das Krippenspiel am Heilig Abend aufführen werden. Nun ist es nicht einfach nur die Verkündigung, die gespielt wird, nein wir spielen ein Stück im Stück. So wollte ich mich daran machen dieses Stück zu schreiben und mein Mann wollte mir dabei helfen. Tja, ich wollte mir helfen lassen, aber irgendwie wollte mein Mann es nicht so, wie ich es wollte. Da war es schon einmal ganz still bei uns. Wer sagt denn, dass das mit der Stille nicht klappt?
Aber diese ist ja wohl nicht gemeint. Nun habe ich das Stück geschrieben, muss aber dazu sagen, dass ich mir einige Ideen bei meinem Mann, na sagen wir mal gemopst habe. Da war die Stille noch viel größer. Doch wir sind erwachsen und können ganz gut mit den kleinen Fehlern des Anderen umgehen. Krippenspiel fertig und nun geht der Text an die Kinder. Wir trafen uns an einem Donnerstag, nachmittags um halb fünf; denn ich vergaß zu erwähnen, ich gehe nebenbei noch arbeiten. Die Kinder lasen das Stück und es gefiel ihnen. So, nun kam die große Suche nach zwei Tagen, an denen wir proben können. Ich kann nur sagen, mein Terminkalender sieht ja schon bunt aus, aber der von den Kindern muss noch bunter sein. Wir fanden dann schließlich den Donnerstag, mit einer Stunde Zeit und ich schlug noch den Samstag vor. Ach Samstag, da habe ich immer ein Fußballspiel, ich habe Segeltrai­ning, du meinst doch nicht etwa jeden Samstag. Nein, nein ich meine eigentlich, dass ich mich samstags auch lieber auf die Couch lege und ein schönes Buch lese.
Apropos Couch, da kann ich mich gar nicht drauflegen, denn da liegen Berge von Wolle, die halb verarbeitet sind. Da eine angefan­gene Mütze, dort ein halber Schal, hier ein Hut der trocknen muss. Alles nicht für mich, nur von mir. Die Stubentür schließt man besser auch nicht, denn dahinter stapeln sich zwei große Kartons, in denen die schon fertigen Produkte stecken. Sollte man mich nicht strickenderweise auf der Couch vorfin­den, so renne ich in Waltersdorf herum und bettle ein wenig um Unterstützung für dieses Fest. Ach so, ab und zu bin ich dann auch täglich noch Arbeiten. Stille, oh du liebe Stille, wo bist du nur? Okay, hat ja noch Zeit mit der Stille, ist ja erst Anfang November und das Fest ist, naja sagen wir mal so über den Daumen gepeilt, in etwa vier Wochen, Weihnachten in sieben. Na, was will ich denn jetzt schon mit der Stille? Ist schließlich auch noch keine Zeit dafür.
Noch fällt das Laub von den Bäumen und ich tüte es ein, koche schnell noch ein Mittages­sen, das auch schmeckt. Lob meiner Männer, Frikassee, schmeckt nur von mir. Mal Besuch zum Essen einladen, Wein verkosten, der zu süß ist und einen am nächsten Tag einen schwe­ren Kopf macht. Schnell mal drei Run­den an der Mütze weiter gestrickt. Ku­chen, Schitt, ich habe die Johannisbeeren noch in der Gefriertruhe. Schnell noch mal in den Stall, da steht die Truhe nämlich, Tüte Johan­nisbeeren raus und im Eilverfahren aufgetaut. Und das geht so, Tüte in eine Schüssel und heißes Wasser drauf.
Meinen Mann sehe ich ab und zu auch mal…

 

Andrea Rempel
Im Waltersdorfe 6.11.2011