Der Gedichtladen

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Trinität

Trinität

Es sind die Anthroposophen, wenn Ihnen das etwas sagt, die darauf hinweisen, dass man eher in Trinitäten statt in Polarisierungen denken sollte. Wer des Russischen mächtig ist, wird leicht erraten, dass es sich dabei um Dreiheiten handelt. Es gibt also nicht nur weiß oder schwarz. Das hat schon Nikolaus von Kues entdeckt, dass die Gegensätze übereinstimmen (coincidenzia oppositorum). Da fordert man dem Geist und der Bildung noch mehr ab, wenn man an diesen deutschen Denker erinnert. Die meisten können heute schon nichts mehr mit Rudolph Steiner anfangen, außer eben die Anthroposophen (was ist das schon wieder?)

Versetzen Sie sich bitte in das Ende des 19. Jahrhunderts, wo die Wirtschaftsmacht England Deutschland bei weitem über war, die Franzosen für ihr politisches Geschick bekannt und die Deutschen für ihre Denker. Das legt eine solche Zuordnung nahe – eben ein Beispiel für eine solche Trinität, wie Axel Burkhart in einem interessanten Video darlegt: https://youtu.be/fdifAGYWvJA.
Er ist der Meinung, dass alles, was wir in den letzten 150 Jahren an Geschichte erlebt haben, einem geheimen Plan folgt, den Leute in England ausgeheckt haben. Da gibt es Karten, in denen Deutschland schon geteilt ist von 1891. Man wird sich vielleicht auch noch an die Worte von Margret Thatcher erinnern, anlässlich der Wende, dass sie Deutschland so liebe, dass sie lieber zwei davon hat.

Dieser Rudolph Steiner – ein großer Goetheverehrer – hat auch eine Zeittafel aufgestellt, in dem etwas heraufdämmert, was Fühlende schon ahnen können – ein slawisches Zeitalter nämlich, wobei man heute eher geneigt ist, anzunehmen, es würde ein chinesisches. Es haben nämlich die okkultesten Kreise nicht ahnen können, dass ein Land, das in sechziger Jahren noch eine Kulturrevolution hatte, nur 50 Jahre später dann in führender Position ist, was die Wirtschaft anbelangt.

Wenn man aber der wesentlichen Roadmap folgt, so wäre es eben falsch, sich auf eine Polarität zwischen Ost und West zu versteifen. Das haben wir schon mit der Muttermilch eingesogen, dass es so etwas wie Dialektik gibt, die Lehre von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze. Dieser Krone der Philosophie wurden nicht allzuviele neue Diamanten eingesetzt in den letzten 150 Jahren. Das war dem deutschen Geist entsprungen und ist erst mal nicht mehr als eben eine Methode. Diese Einheit im Kampf zu sehen, ist nicht exakt eine Trinität, denn das hieße eine Art Gleichbedeutung der Elemente der Dreiheit, wobei dieses dritte Element, das in der Linie Kues, Hegel, Marx und Steiner entdeckt wurde, einige Besonderheiten hat. Es ist nämlich rein geistig, Produkt eines Hineindenkens in beide Seiten, und, was das wichtigste ist, das gelingt nur, wenn man diesem dritten keinen materiellen Wert zumisst. Man dient damit beiden Seiten dieser Polarität und hat keinen Verdienst daran, wird vielleicht von beiden noch als Verräter gebrandmarkt.

Das wäre also nach all diesen Denkern unsere Rolle als Deutsche, die uns niemand abnimmt, wenn wir nicht Interesse für alle Konflikte dieser Welt haben, für die Völker der Welt. Und man wird sie uns nicht abnehmen und weiter gegenüber dem Deutschen Wesen skeptisch sein, solange wir reicher sind als andere Völker, die wir so geflissentlich unter die Lupe nehmen.

Das Problem der Deutschen war auch schon immer – einen Gedanken, so einer gefasst wurde, dann auch in die Tat umzusetzen. Wir hatten uns einen prima Sozialismus ausgedacht, aber in Russland wurde er in Angriff genommen und von uns mehr oder weniger glücklich reimportiert. Das ist ja dann auch nur ein Experiment geblieben, von dem viele heute nichts mehr wissen wollen.

Heute haben wir recht unpolitische Ziele, sehen uns einer in Zerstörung begriffenen Natur gegenüber und uns fallen solche Dinge ein, wie dass man beim Zähneputzen nicht das Wasser laufen lassen sollte oder das Solifrieren für die Ukraine, das uns gar nicht dieser Krieg beschert hat, sondern uns damit die eigenen Kriegsgewinnler piesacken. Wir treiben einen Heidenaufwand um Energieeinsparung ohne rechte Resultate. Die wirklichen Bringer, wie Solartechnik und LEDs beziehen wir aus China, die mit viel weniger Brimbamborium dort zur Perfektion gebracht wurden – einfach als Technologie, die sich vermarkten lässt. Wir haben eine aufwändige Forschung, die weltoffen ist und nach ihrem Selbstverständnis auf halbem Wege stehenbleibt, wenn es darum geht, zu produzieren.

Vielleicht müssen wir das auch gar nicht, denn eigentlich haben wir ja eben unseren deutschen Geist, bekannt für seine Fairness, Verlässlichkeit, aber auch in seiner ganzen Umständlichkeit, die sich in einer sich auch in der Technik breitmachenden Bürokratie zeigt (CE Kennzeichen).

Doch der Geist hat einen entscheidenden Nachteil. Die obige Aufzählung, der man getrost noch ein paar Dutzend Denker hinzufügen könnte, bleibt eine verschwindende Zahl. Wir können uns schlichtweg nicht alle mit Denken beschäftigen. Selbst der Konsum von Gedanken scheint zu unbequem für die meisten. Also weiter weiß ich da auch nicht …

C.R. 10.4.2022