China
Man hört hier nur von Menschenrechten in diesem Land, und müsste über diesem nicht ein Trauma liegen, nach der Kulturrevolution in den Sechzigern. Man hört nichts davon. Dass aber auf unserem Land ein Trauma liegt, dessen Ursachen wir ebensowenig nachgehen, wird man spätestens nach Corona nicht mehr leugnen können. Jetzt verstimmen uns noch rasant steigende. Preise und Versorgungsengpässe, machen die Erfahrung einer fragilen und in mancher Beziehung schon rückständigen Wirtschaft. Dass ein kommunistisches Regime wirtschaftlich nicht bestehen kann, muss man wohl auch zu den Akten legen. Würde man Schülerwettbewerbe zwischen China und uns ins Auge fassen, träte das ganze Dilemma zutage. Wie können wir nur so tun, als gäbe es von China nichts zu lernen?
Vielleicht können wir uns noch etwas auf unsere Kultur zugute halten, aber diese hat auch schon immer Geld gekostet. Früher öffnete der Landesfürst seine Schatulle, um zum Beispiel ein Talent wie Gauß zu fördern und die ganzen schönen Schlösser hätten wir nicht ohne die Monarchen. Alle wären vielleicht schon früher satt geworden, das Leben für die Masse wäre kommoder gewesen, aber für die Kultur wäre noch weniger getan gewesen. Vielleicht ist Kultur eine Art kanalisierter Überfluss. Gibt es eine gelebte chinesische Kultur – wir wissen es nicht.
Aber man kann sich ausmalen, dass Fleiß und Disziplin dort eher zu Hause sind als wir uns das je hatten ins Stammbuch schreiben können. Das ist jetzt bei uns zur wenig beachteten Ausnahme geworden.
Wenn wir versuchen würden eher lernen zu wollen als zu belehren, wäre schon viel gewonnen.
C.R. im Waltersdorfe Mai 2022