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Kinder für Amerika – ein Fragment
Kabale und Liebe
Erstens: Einen bedrückenden Film sahen wir letztens: Kinder für Amerika, in dem Schiller seinem Leid um den Menschenhandel Ausdruck gab, das er, wie viele andere Fühlende in seinem Fall unter Carl Eugen erlitt. Davon findet sich wenig in Kabale und Liebe und für die meisten dürfte das der Tod zweier sich schlicht und kaum nachvollziehbar Liebender sein. Die gesellschaftliche Dimension haben erst die genialen Defa Filmemacher erschlossen und den bedrückenden Aspekten der DDR hinzugesellt.
Mister Beam
Zweitens kam uns dieser Tage zu Ohren, dass Mr. Beam (Anton Zeilinger), nicht Mr. Bean, einen Nobelpreis teilen musste, den er ganz allein verdient hätte, und man dieses Komitee ein bisschen rügen muss, dass sie ihm zwei Unbekannte zugesellte. Nur er hat nämlich die philosophische Dimension erschlossen, die die Physiker, die darüber in Stockholm entschieden, schlicht übersehen hatten. Dazu bei Interesse vielleicht
mal spätere Einlassungen Dass dies einem Experimentator gegeben ward, spricht doch wieder für Dante, der das Primat der praktischen Vernunft postulierte, wie wir doch auch alles Praktische wieder mehr schätzen lernen sollten.
Die Weisheit der Natur
Drittens sei, wieder Anton folgend, verraten, dass die Natur eine Eigenschaft hat, die wir mühsam nachzuahmen uns anstellen und einige darüber glatt die Nerven verlieren, sich ankleben, in der Hoffnung, verschont zu bleiben, als seien sie selbst das wichtigste, schützenswerteste, was wir haben. Die Natur kettet sich nicht an, tut brav ihren Dienst und ist hoffentlich noch weit davon entfernt, die Nerven zu verlieren. Was ist nun diese Eigenschaft, die wir nur schwach nachzuahmen im Stande sind? Es ist dies die Eigenschaft, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und sich dementsprechend zuentscheiden.
Das klingt recht banal, wenn man nicht weiter darüber nachdenkt, aber ist es nicht so, dass heute viele Menschen, man nenne sie Umweltschützer, Fühlende oder Verschwörungstheoretiker, insofern nützlich sind, dass sie uns ein paar mehr Möglichkeiten aufzeigen, was alles sein könnte, als sich mancher, der nur mäßig interessiert ist, denkt. Nur mit dem, nicht die Nerven dabei zu verlieren und sich klar zu entscheiden, wie es die verschränkten Teilchen mit der von Einstein als spooky interaction gebrandmarkten Verständigung tun, hapert es noch. Einstein sah seine These in die Brüche gehen, dass die Lichtgeschwindigkeit das höchste ist. Wie er wohl auch annahm, dass sein Gott das höchste ist.
Die Weisheit von Herrn Dosch
Da machen sich die meisten nicht die Mühe darüber nachzudenken und offenbar die von uns bestallten und recht gut bezahlten Physiker auch nicht. Jedenfalls erhört ein Herr Dosch keinen kleinen Experimentalphysiker, der doch eigentlich auch nur ein Techniker ist, weil er doch so viel zu tun hat. Die Nobelpreise erklärt er so schön und beinahe lebendig und muss sich dabei der Dümmlichkeit der Medien auszusetzen, die ihn hoffentlich fürstlich für sein Wissen entlohnten.
Alles wissen kann man natürlich nicht, denn die Wahrheiten liegen vor uns wie ein Blütenteppich, wo man sich wohl entscheiden muss, ob man etwas davon pflückt oder den uns von der Natur gemachten Anblick lieber für andere bewahrt.
Und wie wir den Horizont gewahren, an dem man sich erfreuen kann, aber nie erreichen, weil sich immer wieder ein neuer offenbart, weshalb uns Gott eine Kugel zu Wohnstatt gab, auf dass wir diese einfache Wahrheit lernen.
Abenteuer
Freilich ist durch diese aufklärerische Leistung unsere Welt um künstlerisch und geistige Vorstellungen ärmer geworden, denn um wieviel besser sieht es sich an, wenn eine Scheibe von vier Elefanten getragen ist, wir uns aufmachen können zum Ende der Welt, dort herunterfallen ins Ungewisse oder von Seeschlangen gefressen werden, an denen wir unsere Phantasie und unseren Mut trainieren können.
Fast könnte man auf die abstraktere Vorstellung der Hölle verzichten, wenn es noch derartige Abenteuer zu bestehen gälte, wie vielleicht noch zu Zeiten der deutschen Duodezfürsten gewähnt, und man konzedieren muss, dass die Mehrheit der Kinder für Amerika – um endlich mal auf das Thema zu kommen – auch einen Gutteil Abenteuerlust hatte und hätte man in dieser tragischen Gruppierung mehrheitlich entschieden, man eben mal die Drückeberger erschießt.
Es der Natur gleichtun
Wir haben nun zwei Voraussetzungen bei der Hand: Wir wollen es der Natur nachtun und mit unserem Spatzenverstand die Möglichkeiten einbeziehen, die uns einfallen, was den Datenschutz bei Jugend forscht (– wir fordern Jugend) betrifft. Wir wollen uns auch, wie es die Natur tut, uns nach Lage der Dinge entscheiden. Und wir wollen drittens nicht die Nerven verlieren, es damit zum dritten der Natur gleichtun und Möglichkeiten ausschließen, die keine sind, sondern wo wir uns inkompetenter Weise etwas zusammengesponnen haben – eben wie Verschwörungstheoretiker, zur Abwechslung mal im abfälligen Sinne.
Die Diamanten des Himmels
Wenn man also eine Einladung zu einer Alumni- (das sind so etwas wie gewesene Freunde, die mal in Studien oder gemeinsamer Tätigkeit eng zusammen waren) Veranstaltung bekommt, in dem Glauben, dass unser kleiner Bruder BRD (Der Titel des großen Bruders war leider schon vergeben) uns liebte und als Deutsche ansah, die mal schon immer auf dem Weg in eine Gesellschaft ohne Staat und ohne Stasi gewesen waren, aber gewissen Illusionen über die Entwicklung einer Gesellschaft und deren Individuen aufgesessen waren, wenn man also den arbeitenden und forschenden Ossi ein ganz klein wenig lieben würde und vielleicht sogar von diesem Abenteurer etwas lernen wollte, gerade weil doch seltsamer Weise das westliche Bildungssystem irgendwie krankt, obwohl es im Deutschen Bundestag von Lehrern wimmelt, die aber wahrscheinlich noch nie etwas von Margot Honecker gehört haben und wohl auch ein bisschen das Denken vernachlässigten, und man in der gegenwärtigen Geldgesellschaft immer nur einen Einfall hat: In irgendetwas Geld zu pumpen, und sich einen Effekt zu versprechen, wenn man zentnerweise Whiteboards und Computer einkauft, ohne auch nur im geringsten an die damit verbundenen Gefahren zu denken, die im Volksmund unter Elektrosmog subsummiert werden, den ich aber nur für eine Metapher einer wirklich bedrohlichen Möglichkeit halte: nämlich das Wertvollste, was wir als Menschen besitzen, meistens selbst in der uns bekannten Natur geschützt wird, nämlich die „Diamanten des Himmels“, die wir zu schleifen haben, und das nicht nur in einem zackigen Sportunterricht, dass wir diese in Gefahr bringen, wider Willen zu gläsernen Personen zu werden.
Fein säuberlich digitalisiert
Da werden sich sündhaft teure Server in den Keller gestellt, die von gut bestallten IT Mitarbeitern mühsam beherrscht werden, jede Nacht den roots error ausspucken und das keinem zu denken gibt (dabei meldet sich da die Natur). Da schadet der Kreidestaub den ach so geliebten Computern und man macht jede Regung des Lehrers oder Schülers zur Datenware, indem man sie auf ein Whiteboard projiziert, dessen gesamte Informationsmenge zugänglich ist.
Da wird eine ganze Mannschaft an Datenschützern in Landesanstalten aufgeboten, da wird Whats App verboten, dass der böse Ami nichts von unserem Lehrbetrieb mitkriegt, von dem er sowieso nichts lernen kann, denn was für die DDR galt: Wer von uns lernt, wird um Jahre zurückgeworfen, gilt sicher auch für unser ach so teures, ach so modernes Bildungssystem, das nach Geld schreit und immer mehr Geld hineinfließt, und nichts besser wird.
Der Datenfluss lässt sich nicht eindämmen, wir sollten endlich schwimmen lernen, so wie ich hier einfach mal als gläserne Person, die in den einst klaren Wassern kaum wahrzunehmen ist, in der Welt schwimme und noch nicht mal Wasser schluckte, oder wenn doch, dann mit großem Genuss.
In den Jugend forscht Dateien sind nun all unsere Talente verzeichnet, was sie in zartestem Alter vollbracht und geforscht haben. Diese Daten werden nicht gerade sorgfältig verwaltet, sodass man als gar nicht anerkannter Alumnus dann schon mal pauschal angeschrieben wird, und wenn man auf so eine Einladung eingeht, das auch wieder in der Datenmasse erscheint.
Die Mächte der Täuschung
Eine bekannte Schamanin ist der Meinung, es gäbe keinen Plan. Überhaupt sei es falsch von bösen Absichten auszugehen. Es war schon immer so, dass, wenn man sich ein Feindbild aufbaut, man damit bestraft wird, dass man diesem Feind immer ähnlicher wird. Sie spricht eher von den Mächten der Täuschung deren man sich wohl erwehren kann.
Die Mächte der Täuschung, in deren Verhinderung wir so viel Geld investieren und mit diesem, unserem Geld gleichsam auch füttern, haben doch schon längst die Herzen unserer Diamanten erobert. Notfalls unter der Schulbank, deren offizielles Leben kaum noch den Schüler angeht, lassen sie die Männchen hüpfen, erobern sich einen score …
Noch ein paar Erläuterungen:
1. spooky interaction nannte Einstein, dass offenbar zwei verschränkte Photonen (Lichtteilchen), die sich sogar an unterschiedlichen Enden des Universums befinden können, untereinander die Information instantan austauschen können, dass dem einen Teilchen etwas passiert ist. Dementsprechend verhält sich dann das andere. Das passiert instantan, d.h. nicht mit Lichtgeschwindigkeit, die sonst bei der Nachrichtenübertragung das Höchste ist, sondern im gleichen Moment. Das fand Einstein spukhaft und konnte nicht daran glauben.
2. Im Parlament, also unserer Quasselbude, sitzen wohl nicht überwiegend Lehrer, sondern Rechtsanwälte. Die Lehrer hätten von Margot Honecker durchaus gehört, sie gilt den Wessis als grausige Ministerin, die aber wohl ein gut funktionierendes Bildungssystem zustande brachte.
3. Die Verschwörungstheoretiker versuchen es der Natur gleichzutun, die offenbar über eine höhere Intelligenz als wir verfügt. Sie versuchen, wie diese, auch alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und sind insofern zu loben. Allerdings bleiben sie gegenüber der Natur zurück, indem sie auch Möglichkeiten einbeziehen, die keine sind, diese nicht ausreichend auf Wahrheit und Plausibilität prüfen.
4. Scheint es nicht auf Anhieb verständlich, was diese Diamanten des Himmels sind, die wir zu schleifen haben. Diese Diamanten des Himmels sind unsere Kinder, nicht nur die leiblichen, sondern auch die uns anderweitig anvertrauten.
Christian Rempel, Zeuthen, den 5.11.2022