Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Kolumne KW46

Sponsoren, Sponsoren!

 

„Ich bin aus Waltersdorf, könnten Sie sich vorstellen das Fest der Stille zu unterstüt­zen?“ Was dann folgt, ist, dass man von oben bis unten gemustert wird. Wieder einer, der betteln kommt.

Eine Methode der diversen Läden, die es in Waltersdorf gibt, ist, dass man so tut, als kämen täglich solche Bettler daher und man hätte schon des Guten zu viel getan, indem man immer und immer wieder gab, aber der Reigen kein Ende nimmt. An kühler Freund­lich­keit lässt man es nicht fehlen, aber gibt nichts.

Eine andere Methode, wie sie bei Media­markt und etwas sympathischer bei der Metro praktiziert wird, dass man doch ein großes Unternehmen sei und da gibt es so was wie eine Firmenpolitik. Diese schreibt nun leider etwas vor, und man gibt eben nichts.

Die dritte Methode solche Schmeißfliegen los zu werden, besteht darin, dass man erst mal taxiert, ob der Bittsteller oder noch besser die Bittstellerin auch attraktiv ist. Als Mann hat man da eigentlich nur die Option, recht demütig und dennoch unterhaltsam zu sein. Es folgen dann, je nach Attraktivität, ein paar Ratschläge, wie man so etwas richtig macht. Es werden Märchen vom Tischlein Deck Dich aufgeblättert, wo Leute, wenn es um Kinder geht, nur so die Tausend Euro Scheine (gibt es die überhaupt?) aus ihren Taschen fallen lassen. Die zugesagte Hilfe wird als ganze Klei­nigkeit dargestellt, die doch eigentlich gar nicht der Rede wert sei. Der Bittsteller geht im Gefühl seiner Inferiorität, aber auch im Bewusstsein, dass ihm eben definitiv geholfen worden ist. Er wartet auf eine Überweisung oder auf eine materielle Zu­wen­dung, aber es passiert nichts. Man hat sich von gewieften Geschäftsleuten auf den Arm nehmen lassen und man bekommt nichts.

Die Grünauer Straße im Waltersdorfer Ge­werbe­gebiet ist ein Limes. Nörlich davon sind riesige Parkplätze und die meisten Einkaufs­zentren. Namen wie Höffner, Mediamarkt, Toys are us, Netto und Pfennigpfeiffer, die einen guten Umsatz haben, aber trotzdem alle nichts für Waltersdorf übrig haben und pfeifen eben auf die ehemalige Heimat­gemeinde. Das tollste Haus, Teppich Kibek, sagt wenigstens ver­bind­liche schriftliche Auskunft zu, aber bei Mediamarkt be­schleicht einen in der Haus­leitung das Gefühl unter Maffiosi geraten zu sein, die doch auch Geilheit zu ihrem Wahl­spruch gemacht ha­ben. Ich jedenfalls werde dort nichts mehr kaufen nach diesem Blick hinter die Kulissen.

Südlich dieses Limes, im Lilienthalpark darben die Firmen. Es ist Samstag Vormittag gäh­nend leer und die wirtschaftlichen Verluste lassen sich erahnen. Trotzdem wird man als Bittsteller irgendwie hektisch abgefertigt, wenn man nicht gerade einen Termin nach der Methode drei hat.

Eine löbliche Ausnahme ist die Familie Mette, denen das Autohaus Kossert gehört. Nach­dem wir uns schriftlich dargestellt hatten, ge­he ich noch mal hin, und ratz fatz haben wir eine Spende, die Stunden später auf dem Ei­tel Kunst Vereinskonto ist.

Am meisten Erfolg hatten wir noch direkt im Dorf, wo zwar auch kaum Einheimische handeln und werkeln, fast alle sind Berliner, aber man kennt vielleicht noch den Gedicht­laden in der Schulzendorfer Straße, wo wir herkommen.

 

B: „Möchten Sie nicht Sponsor werden,
zum guten Zweck zum Fest der Stille?“

S: „Viel Gutes tat ich schon auf Erden,
Sie fortzuschicken ist mein Wille.“

B: „Dann sei für diese Antwort dank,
dass Sie mich wenigstens erhörten.“

S: „Sie spielten sicher nur va banque,
die Wahrheit ist, dass Sie mich störten.“

B: „Vielleicht ein wenig Sie bedichten?“
S: „Darauf kann ich ganz gut verzichten.“

B: „Ein Spottgedicht so als moqueur.“
S: „Sie wollen spotten, so als wer?“

B: „Mehr Heine so als Goethe, mein ich.“
S: „Nun gut, ich glaub, wir sind uns einig.“

B: „Sie wollen unsre Kontonummer?“
S: „Wenn`s sein muss, ja, Sie Neumaldummer.“

Im Waltersdorfe 13.11.2011