Vuna – die Ernte
Vor einem Jahr soll es eine große Düngerkrise gegeben haben. Der Ausgangspunkt aller chemischen Düngerproduktion ist das Haber-Bosch-Verfahren, das Ammoniak aus der Luft und Wasserstoff herstellt. Das ist sehr energieintensiv, und da man ja, was Erdöl anbelangt, sich in eine Krise manövriert hat, wurde plötzlich auch der Dünger viel teurer. Das scheint sich jetzt wieder entspannt zu haben, wo die Marktmechanismen langsam wieder beginnen zu wirken, nachdem die Kriegsgewinnler Morgenluft gewittert hatten und konzertiert die Preise anzogen.
Wenn man das aber zuende denkt, ist es wohl das Unintelligenteste, Stickstoffverbindungen direkt aus der Luft herstellen zu wollen. In Südafrika ist man wohl zuerst drauf gekommen, dass es schon eine Reihe von Stickstoffverbindungen gibt, die in natürlichen Kreisläufen auftreten, und wo man vermeiden sollte, dass sie wieder zu N2 werden, dessen starke Bindung man kaum aufbrechen kann und in andere Verbindungen überführen.
Grob gesagt liegen in allen organischen Abfällen noch solche nutzbaren und wandelbaren Stickstoffverbindungen vor, was auch die Ausscheidungen der Menschen betrifft, die sich heutzutage im Klärschlamm wiederfinden. Eine Schweizer Firma Vuna Sàrl unter Leitung von Bastian Ettner bemüht sich, Vernunft in den Umgang mit den fragilen Stickstoffverbindungen zu bringen. Eine von ihnen konzipierte und gebaute Anlage kann man jetzt auch in Deutschland bei den Kreiswerken Barnim besichtigen, was wir diesen Mittwoch in Eberswalde wahrnahmen.
Wie deutsche Behörden das sehen, kann man an vielen Details abschätzen, wie langjährige Bauanträge für eine simple Asphaltfläche, Wiedereinbringung der Kreislaufprodukte nur auf winzigen Versuchsfeldern, wo bald ein Überschuss an Dünger zu erwarten ist.
Nebenbei erfährt man, dass deutsche Behörden ins Auge fassen, zur Endlösung der Abwasserfrage überzugehen, indem der Klärschlamm v e r b r a n n t werden soll, wobei man in dieser Paranoia mal Fragen, wie Energieaufwand dafür und CO2 Emission gekonnt außenvor lässt. In den Augen der Behörden scheint jeder ans Abwassernetz Angeschlossene ein potenzieller Giftmischer zu sein.
Chemisch endet das, die Stickstofffrage betreffend eben mit N2, von dem wir nun wahrlich genug in der Atmosphäre haben (78%) und versetzt uns in die Lage, die benötigten Stickstoffverbindungen wieder unter großem Energieaufwand aus der Luft herausholen zu müssen.
Die Aktivisten, die sich um das Vuna Verfahren bemühen, wenden sich offen und wohl auch ein bisschen hilfesuchend an Interessierte.
Hoffentlich können wir die Vertreter der sog. letzten Generation auch für diese Thematik begeistern, denn irgendjemandem muss da gedanklich auf die Sprünge geholfen werden.
Wir haben hier wieder ein Beispiel, wo die Natur uns etwas vormacht.
Das betrifft nicht nur den Stickstoff. In Afrika erfand die Natur vor etwa zwei Milliarden Jahren schon den ersten Kernreaktor. Das war in Gabun, wo die Natur so waltete, in einem Uran 235 Vorkommen, wo Wasser eindrang, die Neutronen abbremste, dass eine kontrollierte Kettenreaktion in Gang kommen konnte und dieser Meiler für einige hunderttausend Jahre lief, während wir heute, nach rund sechzig Jahren Kernenergie schon die Monate zählen, die sie noch zu laufen haben.
Oder das sog. Chilesalpeter (NaNO3), das eigentlich Vogelmist war und in einem langandauernden natürlichen Prozess zu einem gefragten chemisch reinen Stoff wurde, fast ohne organische Beigaben.
Ja Guano selbst ist ein sog. Langzeitdünger, der sich dem Bedarf anpasst und kaum Überdüngung erlaubt.
Was der Mensch nur im brachialen Haber-Bosch-Verfahren kann, macht uns die Natur in Jahrmilliarden Jahren vor, sodass man mal eine Vorstellung bekommt, was Nachhaltigkeit (hier sei uns mal das Kampagnenwort gestattet) wirklich bedeuten könnte. Wenn wir uns Zeit lassen, schenkt uns die Natur einiges. Und wenn wir lange und gründlich die Sachen untersuchen, können wir von der Natur einiges lernen.
Das ist nun auch das Ziel unseres Schülerforschungszentrums (SFZ) Zeuthen, das Wundern und Bewundern der ersten Schritte dorthin zu lernen.
C. R. zu Zeuthen, sechs Monate vor
Weihnachten 2023