Science on Stage
Ich war mit einer Jugend forscht Delegation auf der Science on Stage in Bayreuth, und als erstes ist festzuhalten, dass es sich dabei um eine ehrlichere Veranstaltung handelt als es Jugend forscht ist, wo man doch allzuoft auch die Projekte von Lehrern präsentiert bekommt und die Jugendlichen mehr oder weniger vorgeschoben sind. Allerdings hat das auch einen kleinen Definitionslapsus, denn es ist eigentlich nicht Wissenschaft, die dort präsentiert wird, sondern korrekt müsste es heißen Teachers on Stage.
Oft genug sieht man sich zwar den üblichen Verrenkungen in Sachen Energieeinsparung gegenüber, aber das zeigt andererseits das Bemühen, sich dem Zug der Zeit zu stellen und nicht nur auf dem zu beharren, was man eben im Studium oder so nebenbei gelernt hat. Dass die vernünftige Lösung für die meisten Probleme darin besteht, dass man sie effektiv macht und dabei natürlich den Energieverbrauch berücksichtigt, der ja auch ein Kostenfaktor ist, ist vielleicht ein bisschen zu sehr um die Ecke gedacht oder beweist vielleicht auch so etwas wie Kampagnenresistenz.
Eine andere Kampagne ist ja die der Digitalisierung, die technisch gesehen Genauigkeit und Berechenbarkeit mit sich bringt, aber auch schon lange keine Sensation mehr ist, sondern eben schon lange praktizierte Tatsache. Wenn man dann aber alles darauf abstellt, dann kann man zu der Meinung kommen, eine Straße zu fegen oder ein geplatztes Rohr zu reparieren sei mit dem Smartphone zu lösen. Das führt letztendlich zu diesen beklagenswerten Nachwuchsproblemen, deren Hausgemachtheit man nicht versteht.
Die Bildungsoffensive hatten wir schon öfter im Blick. Man meint zum Beispiel, dass viele Abiturienten von einem hohen Bildungsniveau zeugen, und weil die viel Lehrer brauchen, vermerkt man auch da einen Mangel. Letzteres ist mit horrenden Summen verbunden. So kostet ein Lehrer etwa 6 000 Euro im Monat, was bei einer Schule mit 80 Lehrern ca. eine halbe Million ist und im Jahr sechs. Dazu kommen noch Hausmeister, Reinigung, Investitionen, Betriebskosten usw.. Wenn die Gleichung so einfach wäre: 60 % Abiturienten = dreimal so viel Bildung wie vor 40 Jahren (20 % Abiturienten), dann hätten wir vielleicht etwas gekonnt, wobei es hier wie mit der Digitalisierung ist, dass man auf Selbstverständlichkeiten nicht beliebig viel Gehirnschmalz verwenden muss, und wie es mit letzterem tatsächlich aussieht, genügt kaum noch geringsten Ansprüchen.
Es mag überraschend klingen, aber man kann nicht alles, ich wage zu behaupten, das meiste nicht, durch reine Gedankenarbeit, die dazu noch ein bisschen praxisfern ist, lösen. Dass sich Schüler erproben können, dazu gehören kleine Klassen und einiges an Equipment, wie es sich die Firma Kopylab auf die Fahnen schrieb. Es kann nicht sein, dass für Experimente schon 100 Euro ein Problem sind, wenn man das an o. a. 6000 misst.
Die praktisch agierenden Lehrer und die von ihren Ideen beseelten, sind jedenfalls ein großer Motivationsquell und somit hätte sich dieses Science on Stage für manchen mehr gelohnt.
Christian Rempel zu Zeuthen, den 2.10.23