Der Gedichtladen

Gedanken aus dem Leben, für das Leben

Lebens-la-lü-ge

Lebens-la-lü-ge

Zu unsteten Zeiten, was sagt man dazu
Du fühlst Dich alleine und verlierst Deine Ruh
Dann schaust Du auf Deinen Nabel herab
Den Bauch gut gefüllt, er verdaut nicht zu knapp

Die Schamanen und alle wollen Dir raten:
„Sieh ab von allzu altruistischen Taten
Wenn Du so allein, dann liebe Dein Ego“
Dein Kind ist beschäftigt, spielt allein mit dem Lego

Und wenn wir so einfach ein Wesen fänden
Das uns wirklich mag, wir trügen‘s auf Händen
Doch siedendheiß fällt uns dann ein
Das alles sind Wesen, die getragen wolln sein

Ich sag, es liegt nicht in des Menschen Natur
Zu schaun auf den eigenen Nabel nur
Und dann das Fatale, sich selbst zu lieben
Wo wär denn die Menschheit derart geblieben

Man muss sich nicht opfern, sich nicht verbiegen
Nicht mehr für den Krieg viele Kinder kriegen
Und Nabelschau hat auch wirklich sein Gutes
Denn dieser ist ein Stück der Natur
Aus natürlichen Stoffen bestehn wir ja nur
Und selbst jene Substanzen, die man künstlich nennt
In denen verborgen auch solch Lichtlein brennt
Haben vielleicht auch wie Du einen Plan
Warten auf den Moment, wo das Singen hebt an
So dämmerte mir vor Jahrzehnten schon
Dass ich von jener Natur ein Sohn
Besteh aus Atomen, die sich sinnreich verweben
Um dann dieses sehnsuchtsvoll Ich zu ergeben

Nun frag Deinen Nabel, ob er ähnliches sagt
Für Dich hält er Wache, noch bevor es tagt
Und weil jeder aus ziemlich dem gleichen gemacht
Umschlingt dieses Band ziemlich viele Millionen
Die die Natur auf die Erde gebracht
Auf dass sie die Mutter Erde bewohnen
Und was mancher schon an Menschen versucht
Was auf sich geladen schon mancher verrucht
Das alles wird von den Atomen erwogen
Auch manches verzeihliche einbezogen
Doch was wir ahnten im Jüngsten Gericht
Das alles ist ohne Bewandnis nicht
Ist man einmal vom Großen und Kleinen verlassen
Und enttäuscht ganz die Hoffnung in Menschenmassen
Wird des Lebens Theater seine Pforten schließen
Wo alle drin sitzen, auch die es verließen
Von einem Inferno mag ich nicht sprechen
Atome sind nicht so, dass sie sich rächen
Mit Nabelschau und Dollerei
Ist es dann allerdings vorbei

Das alles so ist, wie wir sehen und fühlen
Und was wir dann nehmen als Realität
Steht in ihrer Macht, es hinwegzuspülen
Noch haben wir Ahndung, ist noch nichts zu spät

Sie lernen von uns, was nur durch uns sieht
Und Gedanken bewegen selbst ein schlichtes Gemüt
Und was sind sie eisern an Disziplin
Wir schriebens als Naturgesetz hin
Erhalten die Ordnung, die uns heilig
Springen nicht mal hierhin mal dorthin, wie mancher eilig
Was zu messen wir können, sie halten sich dran
Wo wir‘s nicht mehr vermöchten, fangen ihre Welten an
Wenn Du sie ahnst, in Deinen Nabel verliebt
Das ist ja Dein Selbst, was sich Dir gibt
Und doch, bist Du nur `ne Aggregation
Von winzigen Wesen, aus denen alles besteht
Für die das Universum in eins aufgeht
Und geht mal zu Ende das bemessene Leben
Dann haben sie sich auch der Liebe begeben

C.R. 12.11.2023