Pessimismus alleweil
Die Deutschen neigen angeblich zu Extremen und, man muss es leider hinzufügen, zum Pessimismus. Wenn man sich, wie jetzt, in einem Zustand heilloser Zerstrittenheit der Politiker, Medien und des Volkes befindet, zeigen die Generationen aufeinander und schieben sich den schwarzen Peter zu. So sandte mir einer meiner Nachkommen, der selbst schon in der Mitte des Lebens steht, den Satz: „Was die Kinder machen ist nur ein schwacher Abglanz der erwachsenen Dummheit.“
Damit waren sicher nicht die Kinder dieses Nachkommens gemeint, und es verbietet sich der Verdacht einer Selbstherabminderung, sondern meine, die aufgrund meiner Dummheit nun als Schatten derselben durchs Leben zu wanken haben. Selbstkritik ist nicht gerade ein Zug der Intellektuellen, zu deren Geschäft es gehört, wohl um die Fragwürdigkeit des eigenen Tuns vor sich selbst zu entkräften, alle Andersdenkenden mehr oder weniger als Idioten einzustufen. Ich bin aber der Meinung, dass das weitgehend unzutreffend ist und sich in fast allen Parteiungen überwiegend ernstzunehmende Menschen befinden.
Wenn wir nun darangehen, uns weiter mit Dreck zu bewerfen und uns wieder mal im sog. Wahlkampf befinden, so sollten wir dem Gedanken Raum geben, dass vielleicht nach 150 Jahren des Parteiensystens dieses auch mal ausgedient haben könnte. In der DDR hatten wir es im Wesentlichen mit einigem Erfolg mit einer Partei versucht. Jetzt kamen illustre Kombinationen zustande, die Deutschland in den Abstieg beförderten, aber wie viele helle und engagierte Köpfe haben wir nicht noch. Abzuwarten bis diese sich alle in einer ultimativen oder wenigstens über die absolute Mehrheit verfügenden Partei versammeln, scheint mir ein unpraktikables Verfahren. Wir sollten Menschen wählen, denen wir vertrauen können. Da wäre viel Blindleistung vermieden.
CER 10.11.2024