Lieber DU,
ich bemerke immer wieder die erfreulichen Zeichen der Jugend an euch und dass ihr schon weit über mich hinauswachst, aber ich habe auch einige Lebenserfahrung und will diese Zeichen gewahrt wissen. Noch wichtiger als alles andere, einschließlich Jugend forscht, finde ich die Frage um Krieg und Frieden. Als 2021 die russischen Truppen an der Ukrainischen Grenze aufmarschierten und die Ukrainer andererseits sich anschickten, die Krim zurückerobern zu wollen, glaubte trotzdem noch keiner, dass es zu einem handfesten Krieg kommen würde. Was die rote Linie betraf, so wurde sie wieder mal nicht richtig eingeschätzt und war schon überschritten. Jetzt tut sich eine weitere rote Linie auf, die uns selbst betrifft, und wieder hat keiner ein Gefühl dafür, wann dann diese überschritten wird, aber jedes Gedicht, was ich versuche zu schreiben, misslingt dahingehend, dass es in die Apokalypse führt. Seid ihr nun völlig frei von solchen Gedanken, die keinesfalls Angstmache sein sollen, denn Angst kann man schlecht gebrauchen, wenn es vielleicht an den Zusammenbruch unserer gesamten gewohnten Umgebung geht, von dem Corona nur ein blasses Vorspiel war? Das treibt mich jetzt um und ihr fragt nicht danach, aber ich spüre auch bei euch Anzeichen von Nervosität. Ich kann mich irren, aber das ist jetzt das wichtigste, über das aber wenig gesprochen wird und wir blindlings hineinschlittern. Ihr seid jetzt mein Strohhalm und an eurer Gelassenheit, oder ist es Blauäugigkeit?, richte ich mich auf. Was meinst Du?
Herzlich, Christian