Hoffnungsschimmern
In der Klausur wären nur zwei Studenten durchgefallen und einer wäre gefährdet zu nennen. Ich war erstaunt, wie viele die nicht einfachen Rechenaufgaben mit Bravour bewältigt haben. Es macht sich doch bemerkbar, dass der NC mit 1,2 ziemlich streng ist.
Im Ort ist eine Initiative für eine Geschwindigkeitsbeschränkung in unserer Straße entstanden. Bei der Versammlung am Montag waren immerhin 13 Bürger anwesend, auch wenn der eigentliche Initiator gedacht hatte, dass alle kommen würden. Von den Entscheidern war dann auch keiner da und es wurde ein Verfahren beschlossen, bei dem ich meine Zweifel habe, ob es funktioniert. Statt nämlich mit der Liste hausieren zu gehen, wurde angeregt, sie von Haushalt zu Haushalt zu reichen und das große Experiment ist nun, ob es jemals wieder bei uns anlangen wird. Immerhin lassen sich noch Spuren der Liste noch verfolgen.
Die dreiwöchige Beschäftigung mit dem Foucaultschen Pendel hat nun auch die ersten Früchte gezeigt. Foucault hatte 1851 damit die Rotation der Erde nachgewiesen, indem er ein solches erst im Keller erprobte, ob die Pendelebene konstant bleibt und sich die Erde quasi drunter wegdreht und wir den Eindruck haben, als würde sich die Schwingungsebene langsam drehen. Diese Drehung freilich ist sehr langsam, langsamer noch als der Stundenzeiger einer Uhr, der ja eine Umdrehung in 12 Stunden schafft. Das Pendel dreht sich aber nur einmal in 30 ½ Stunden herum.
Man kann sich ein solches Pendel in München ansehen mit einer Webcam. Was mich nun aber beschäftigt hat, ob die im Text erwähnte Rosettenbahn wirklich existiert. wenn man das Pendel so startet, wie es gewöhnlich stattfindet, dass man es nämlich auslenkt und dann an einem gespannten Faden zur Ruhe kommen lässt und den Faden zum Beispiel mit einem Feuerzeug durchbrennt. Wenn man das aber so macht, dann wird das Gewicht Teil der rotierenden Erde und hat demzufolge eine seitliche Geschwindigkeit. Das wurde eindrucksvoll in einem Versuch von Pohl, einem berühmten Experimentalphysiker demonstriert.
Natürlich kann man die vielen Schwingungen mit unseren Mitteln nicht berechnen, aber das Wesen der Sache können wir schon nach zwei bis drei Schwingungen sehen. Dass nämlich keine Rosettenbahn vorliegt, sondern eine sternförmige mit sich verjüngenden Spitzen, wie es das Bild zeigt. Um das zu demonstrieren, haben wir die Erddrehung auf ein Maß gebracht, dass sich diese nach fünf Pendelschwingungen schon einmal um sich selbst gedreht hat. Das ändert nichts am Prinzip der Erscheinung.
Das dargestellte Pendel schlägt um etwa sieben Meter aus und hat eine Länge von 20 m. Die Schwingungsdauer ist dabei schon um 0,7% vergrößert. Durch den seitlichen Impuls vergrößert sie sich noch weiter und die Pendelbahn ist in dem Bezugssystem für das Pendel eine Ellipse, was die Schwingungsdauer noch weiter heraufsetzt. Interessanterweise werden aber immer noch 5 Schwingungen auf einen Umlauf ausgeführt, weil sich diese Ellipse noch leicht dreht, was diesen Effekt gerade kompensiert.
Diese interessante Welt, die sich hinter so einem scheinbar einfachen Experiment verbirgt, kann einen wieder auf dichterische Bahnen führen:
Bewegungen in Drehsystemen,
man Coriolis schon reingeheimnist,
ist doch so simpel, zum Beschämen,
weil’s einfach zu verstehen ist.
Effekte kann man leicht erklären,
wenn sie genau gerechnet sind,
wenn alle so begeistert wären,
dreht man die Zeichen in den Wind.
Drum ihr Leute froh geschaffen,
modelliert und rechnet streng,
gebt endlich Zucker euerm Affen,
was dadurch alles uns geläng‘!
Im Waltersdorfe 12.2.2012