Im Tuptzer Hafen
Glücklich, wer auch einen Hafen der Ehe kennt, denn in diesen begab ich mich, habe eben dieses Glück.
Der Dampfer legte um 13 Uhr pünktlich zur Siebenseeenrundfahrt ab. Im Salon waren keine Plätze mehr frei, aber da wir doch nicht irgendwer sind, wurde noch eigens ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen für uns herbeigeholt und schon ging es los über den Teupitzer See, vorbei an der Liebesinsel, wo von einigen Passagieren spontanes Anlanden gefordert wurde, durch den Schweriner See, den Zemminsee, den Schulzensee, durch den großen und kleinen Moddersee, die wohl ihre Namen nicht umsonst haben, in den Kleinköriser See, wo gewendet wurde und dann das ganze Procedere wieder zurück.
Die Preise sind moderat, die Fahrtkosten nicht höher als ein Kinobesuch und die Bewirtung desgleichen. Es war der erste Tag der Eisheiligen, die zutrafen, als wäre der Kalender nach ihnen gemacht, aber man konnte es auch auf dem Oberdeck gut aushalten.
Ganz von Weitem sah man den Wasserturm einer Irrenansalt, die dort vor hundert Jahren gebaut worden sein soll. Im Mai 1940 sollen von dort fast zweitausend Patienten in den Tod geschickt worden sein. Heute experimentiert man dort mit chemischen und biologischen Mitteln, um nicht zu drastischeren Methoden greifen zu müssen, die vielleicht einer erklärten Heilungsabsicht im Wege stehen könnten.
Ein solcher Patient ist auch mit an Bord. Er kann sich nicht richtig artikulieren, bleckt die Zähne, wirkt aber immer noch vertrauenerweckender als ein völliger Normalo, der ein Kind in Titanikmanier hoch über den Bug hebt und auch den Kommentar mitliefert, dass er dem (zitternden) Kind soeben zu einem bleibenden Erlebnis verholfen habe.
Steffan Kaubisch bringt das Schiff sicher durch die Engen und legt pünktlich nach drei Stunden wieder an. Um 16 Uhr will dann keiner mehr fahren und die dritte Tour des Tages fällt aus.
Eine Fahrt, die sich sehr gelohnt hat, buchen Sie aber vorher unter 033766 41555.
In Teupitz am 12. Mai 2012